Kapitel 5 oder 8 - Zombies! Zombies!
- claudia_roman

- 1. Mai 2020
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Mai 2024

B05/47
befand sich wieder in einem seltsamen Zustand.
Er sollte ihn durch den Ruhezustand überbrücken und die Vision, die er auch diesmal durchlebte, war mit großer Wahrscheinlichkeit gefährlich. Und in der Tat glühten seine Drähte durch die Masse an Informationen.
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Zahlenstränge und binäre Codes rasten an ihm vorbei. Allerdings war das Erstaunen des Erkundungsroboters, wenn es sich denn jemals um Erstaunen gehandelt hatte, weniger ausgeprägt, als noch beim ersten Mal. Allerdings verhielt sich dieses Ereignis kontradiktorisch zu dem, was in seinem Erinnerungsspeicher abrufbar war.
Auch jetzt zappelten bunte Lichtreflexe vor seinen Kameras. Sie wirkten wie instabile Rohre oder Straßen, verdrehten und verdichteten sich. Auch rissen wie beim ersten Mal Fransen von den Rändern und flatterten in den Raum. Diesmal allerdings spuckte sie das dunkle Nichts, das über dem Fluchtpunkt lag, B05 entgegen und hinterließen den Eindruck, als fielen sie auf ihn zu. Und wieder hielt es B05 für angebracht, lediglich eine Kamera in Betrieb zu lassen, denn jede Kamera zeigt dasselbe Bild und die Dunkelheit schien aus allen Richtungen auf ihn zu zufallen und ihn zu zerdrücken drohten. Er merkte, dass diese Täuschung seine Systeme überlastete.
Das war ein kluger Schluss, nicht nur, um seine Rechenkapazitäten zu schonen, sondern auch, weil sich die Berechnungen der letzten Nacht mit den aktuellen Erhebungen ergänzt.
Und sie bilden ein erstaunliches Bild. B05 überlegte, ob und wie er es der Leserin erklären konnte. Er wusste, dass Menschen ein sehr beschränktes Auffassungsvermögen hatten. Sie konnten sich viele Dinge nicht vorstellen. Dinge, die für ihn im Grunde auf der Hand lagen. Eigentlich brauchte man nur auf die Zahlen zu blicken, um zu verstehen. Doch das war nicht das Medium, in dem Menschen üblicherweise ihre Umgebung wahrnahmen. Sie brauchten immer etwas Dingliches. Also musste sich B05, wenn er Hey-du über seine Ergebnisse informieren wollte, eine plastische Umschreibung überlegen. Seine Berechnungen ließen unzweifelhaft den Schluss zu, dass er eine Singularität durchquerte, also das Maximum einer raumzeitlichen Verdichtung. Diese Verdichtung war stabil innerhalb eines Bewusstseinsparameters, also eines fixierten Ich-Bewusstseins, aber instabil, das heißt kontradiktorisch zu transmittieren für ein anderes Selbst. B05 war äußerst stolz, eine so klare Erklärung für das Phänomen gefunden zu haben und hatte keine Zweifel daran, dass Hey-du das begriff. Sollte es doch zu Verständnisproblemen kommen, hatte er die Zahlensätze zur Unterstützung.
Eine Schlussfolgerung hob sich besonders von allen hervor: Diese Singularität, ihre Größe und Stabilität, war auf gar keinen Fall ein natürlich entstandener Prozess. Dahinter musste eine Intelligenz stehen. Die Maschine konnte nicht sagen, wer oder was dieses Phänomen entwickelt hatte, ob es in der Tat Arkasta war oder ein Gott oder vielleicht etwas komplett anderes. All das wusste er nicht. Aber er wusste, dass seine Berechnungen keine andere Möglichkeit zuließen.

Die Leserin
rannte um ihr Leben. Das Grauen, das sie verfolgte, war nicht schnell, dafür aber gnadenlos. Der Anblick der wandelnden Leichen mit ihren verwesenden oder mumifizierten Gesichtern brannten immer noch auf ihrer Netzhaut. Und auch der Verwesungsgestank klebte in ihrer Erinnerung. Immer noch hörte sie das Knacken und Splittern des Holzes, als die toten Arme der Besatzung durch die Planken des Schiffes brachen. Und auch das Gefühl, wie sich die kalten Finger um ihre Knöchel schlangen, um ihren Körper in das Unterdeck zu ziehen, lies sie nicht los.
Sie rannte um ihr Leben, ohne auch nur einen Gedanken an B05 zu verlieren.
Die Leserin wusste nicht viel über Zombies. Zumindest wusste sie nicht, wie sie sich in der Kugelwelt verhielten. Sie wusste nicht, ob sie einen bei lebendigem Leibe zerrissen und fraßen. Sie wusste nicht, ob sie Arkastas Zyklen unterworfen oder durch was sie aufzuhalten oder zu vernichten waren. Sie folgte lediglich ihrem Instinkt, möglichst weit weg von diesen schauerlichen Kreaturen zu kommen. Wenn sie einen kleinen Augenblick nachgedacht hätte, wäre sie zu dem Schluss gekommen, dass sie ohne ihre Begleitung in einer extrem schlechten Position war. Sie war unbewaffnet, sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte und anders als in der Plantage, in der sie zwar von B05 getrennt, aber keine eigenen Entscheidungen zu treffen hatte, musste sie in der Außenwelt aktiv werden. Die Möglichkeit eines Zeitparadoxes wuchs gefährlich.
Es war ein Zusammenspiel mehrerer Ursachen, die zu der Unvorsichtigkeit führte, die die Leserin in eine äußerst prekäre Situation brachte.
Die Gegend, durch die sie floh war ihr wohlgesonnen. Keine Gegenstände versperrten den Weg, die Umgebung waren fast flach und die Wasseransammlungen seicht und kleinflächig. Dann machte Hey- du den Fehler, sich nach ihren Verfolgern umzudrehen. Sie merkte zu spät, wie der Boden unter ihr nachgab. Die Ebene endete abrupt und fiel steil in einer größeren Wasserfläche entgegen. Das Geröll und die Schrottteilchen, die die Ebene zusammenhielten, brachen unter ihrem Gewicht und ließen sie in die Tiefe stürzen. Während sie fiel, sah sie jedoch nicht den Ozean auf sie zukommen, sondern ein Plateau, das aus einer Ansammlung von Metallstücken bestand. Auch einige scharfteilige Kanten bestückten die Stelle, auf die sie zustürzte.
Der Aufprall war das Gewalttätigste, was die Leserin jemals empfunden hatte. Und der letzte Gedankenfunke, bevor sie sich in eine undurchdringbare Schwärze verlor, war das Bedauern, sich in der Panik nicht um den Roboter gekümmert zu haben. Jetzt sollte sie hier allein sterben.
Natürlich starb Hey-du nicht. Aber es ging ihr außerordentlich schlecht, als sie wieder die Augen öffnete. Ihr Rücken brüllte, ihr Kopf explodierte förmlich und jede Bewegung war so schmerzhaft, dass ihr die Luft wegblieb. Sie versuchte, den Kopf ein wenig zu drehen, um die Situation abzuschätzen. Sie war aus einigen Metern auf den Vorsprung gestürzt und hatte um Haaresbreite einen Betonsockel verfehlt, aus dem fingerdicke Stahldrähte ragten. Unter sich hörte sie das Wasser an den Geröllfelsen brechen und über ihr zog der blaue Nebel. Durch den Schleier sah sie ihre Verfolger, die sie eingeholt hatten.
Sie hatten sich am Rand des Abgrundes aufgestellt und starrten auf sie hinab. Die Entfernung war nicht so groß, dass sie ihre Gestalt nicht mehr erkennen konnte und der Nebel nicht so dicht, dass er die grauenhaften Gesichter verbarg. So wurde die Leserin hilfloser Zeuge, wie der Anführer, der Kapitän wohl, voranschritt und sich in die Tiefe stürzen ließ.
Der Verwesungsgestank verstärkte sich mit jedem Meter, die die Kreatur auf sie zu fiel und schließlich schlug sie direkt neben dem Menschen auf die Ebene. Allerdings war es der Stahldraht, der sich in den Hals und den Rücken des Untoten bohrten und verhinderte, dass er sich sofort auf die Leserin stürzen konnte.
Nachdem Hey du, ihren ersten Schock überwunden hatte, sammelte sie ihre ganze Kraft, biss die Zähne zusammen und drückte sich so weit vom Wesen fort, wie es ihr möglich war. Sie wusste, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Untote sich aus der Situation befreien konnte. Zwar lagen in ihrer Umgebung Gegenstände herum, die sie als Waffe benutzen konnte. Doch sie befürchtete, dass sie nicht einmal in der Lage war, einen Stein anzuheben.
Die Situation war aussichtslos.

B05/47
Das schwarze Feld hatte B05 schließlich eingeholt. Die Dunkelheit verblasste langsam. Das schwere Grau, das ihn nun umschloss, wurde immer heller und schon bald schimmerten die Konturen der Realität durch den weißen Nebel, der langsam die gewohnt bläuliche Färbung annahm. Er befand sich in einem Schiffsrumpf, direkt auf einer Batterie Kanonenkugeln. Die Neigung des Schiffes, seine Regungslosigkeit und auch der halbverfallene Zustand des Kanonendecks, ließen den Schluss zu, dass es irgendwo gestrandet war, und zwar vor langer, langer Zeit. Die Frage, wie er an diesen Ort kam, interessierte ihn nicht. Das sollte morgen, also noch früh genug, beantwortet werden.
Ein anderer Umstand drang in sein Bewusstsein: Er war allein! Schon wieder!
Dieser Umstand beunruhigte ihn in ähnlicher Weise, wie der stotternde Start des Flugmodus, der ihm erst nach mehreren Anläufen gelang.
Eine Kontrolle des Systems bestätigte seine Befürchtungen: Wieder war es das Relais, das ausgetauscht werden musste. Eine nicht sehr komfortable Lage, in der sich der Erkundungsroboter befand. Jetzt mochte der Start geglückt sein, nach der nächsten Landung war das jedoch nicht mehr sicher. Zudem hatte der X-Turn seinen Batteriestand bedrohlich gesenkt.
Und erneut legten seine Wahrscheinlichkeitsberechnungen visuelle Bilder vor den realen Hintergrund. Er sah sich auf den Boden zurückfallen und hilflos über die abschüssigen Planken des Unterdecks rollen. Seine Standbeine hatte er absichtlich nicht ausgefahren, um Strom zu sparen. Er wollte, bei Bewusstsein bleiben, so lange es möglich war. Trotzdem merkte er Stunde um Stunde, Tag um Tag, wie ihn die Energie verließ. Die Wahrscheinlichkeit im Bauch eines Geisterschiffes in dieser Welt irgendwann gefunden zu werden, war überaus gering. B05 verzichtete sogar darauf, die genaue Zahl zu ermitteln. Sie war jedoch selbst beim Überschlagen furchterregend gering.
Das Ziel war nun, so schnell wie möglich aus diesem Schiff herauszukommen und Hey du zu suchen. Die war nicht nur im Besitz der Relais, sondern konnte ihn auch zur nächsten externen Stromquelle bringen, wenn es denn nötig war. Außerdem machte er sich Sorgen.
Und das völlig zurecht.
B05 versuchte, seine Kapazitäten zu schonen, und kam nur sehr langsam voran. Doch wenige Kilometer voraus, sah er dann schließlich eine Gruppe von 23 Gestalten, die vor einem Abgrund standen. Sie schwankten, wie Gräser im Wind. Vorsichtig steigerte er die Flughöhe, bis ein Plateau ins Schichtfeld geriet, das ungefähr ... B05, mahnte sich zur Sparsamkeit... in vier Metern über einer Wasserfläche aus dem Abhang ragte. Hätte der Erkundungsroboter ein Blutkreislaufsystem gehabt, wären dort messbare Veränderungen abzulesen gewesen, die auf starken Stress hinwiesen. So blieb ihm nur das Gefühl starker Besorgnis, ohne dass sein Blut gefror.
Hey-du lebte! Sie hatte sich an die Wand des Vorsprunges gelehnt und versuchte die Greifversuche einer der halb verwesten Kreatur abzuwehren. Ein Stahldraht hatte sich durch die Brust des Untoten gebohrt und er wand sich darum wie ein aufgespießter Wurm.
Dicht neben Hey-du hatte sich ein kleinflächiges Elektrizitätsfeld gebildet. Seine Ausdehnung war zu gering, um Summkraut wachsen zu lassen oder Funkensprünge zu erzeugen. Nichtsdestotrotz lag seine Stärke in einem gefährlichen Bereich, zumindest für komplexe Organismen, wie Hey du.
B05 zögerte nicht lange. Er zog seine Waffe und konnte sich gerade noch davon abhalten, ein Sirenengeräusch erschallen zu lassen. Er durfte seine Energie nicht für unnötige Spielereien verschwenden.
Er stürzte dem Abhang entgegen und feuerte auf die Arme des Untoten. Die Salven lagen so eng beieinander, dass sie die Arme vom Rumpf abtrennten. Das hinderte die Körperteile jedoch nicht, sich auf den Menschen zuzubewegen. Doch noch ehe sie den verletzten Köper erreichten, fegten sie weitere Schüsse über den Rand des Abhanges.
Das nächste Ziel, war der Kopf der Kreatur. Je näher der Erkundungsroboter kam, umso grauenhafter wurden die Details: Die Haut klebte grünlich-schwarz am Schädel und lag eng am fleischlosen Knochen, der an einigen Stellen hindurchschimmerte. Da wo Augen und Nase sein sollten, klafften leere Höhlen und darunter verbarg weder Haut noch Fleisch das hämische Grinsen des Toten. Sein Kiefer klapperte über einem schmutziggrauen Spitzenkragen, der aus einem goldbesetzten Herrenrock ragte. Er diente B05 als Orientierungshilfe.
Doch kaum hatte er den Abzug getätigt, entschwanden seine Kräfte spontan.
Zu seinem Entsetzen gelang es dem Untoten, sich von dem Stahldraht zu befreien. Der Roboter führte das auf die Instabilität des toten Gewebes zurück und befürchtete, dass das einzige, was das Wesen in Wahrheit zurückhielt, nicht das Fleisch seines Körpers war, sondern der Stoff seiner Bekleidung.
Nun rissen die Fasern und dem Zombie gelang es, sich seitlich aus seiner Lage zu befreien.
B05 wollte eine Warnung ausrufen, als er sah, wie sich seine Freundin entsetzt genau dem Stromfeld entgegen drückte. Doch dafür war keine Energie mehr vorhanden.
Mit lautem Geschepper landete die Maschine direkt neben Hey-du und zu seiner großen Erleichterung direkt vor dem tödlichen Feld. Seine Begleiterin hielt in der Bewegung inne, was gut war und B05 gelang es unter Einsatz aller noch vorhandenen Kräfte, seinen Adapter in das Zentrum des Feldes gleiten zu lassen.
Der Zombie hatte sich mühsam auf die Beine gestellt und schwankte den beiden entgegen. Er hatte auch ohne seine Arme nichts von seiner Bedrohlichkeit verloren und die Aufladung seines Speichers dauerte quälend langsam.
Hey du schien seine Überraschung überwunden zu haben und rutschte weiter von der Kreatur weg, dem Roboter entgegen. Die Situation schrie nach einer schnellen Lösung.
B05 reagierte fast intuitiv. Es war seltsam für ihn, so etwas zugeben zu müssen, aber für diese Situation gab es keine Handlungsprotokolle, auf die er schnell zugreifen konnte. Er reduzierte durch seinen Körper den Stromfluss, soweit das möglich war und als Hey-du ihn berührte, reichte die Voltzahl aus, ihr eine spürbare Warnung zu vermitteln.
Der Zombie kam immer näher. Durch die fehlenden Arme bewegte sich sehr instabil und rang mehrmals um sein Gleichgewicht.
Gerade als der Untote sich auf seinen lebendigen Begleiter stürzen wollte, hörte B05 das Klicken des Waffensystems. Das war das Zeichen, dass zumindest der Teil ausreichend Energie hatte, um einsatzfähig zu sein.
Seine Grundeinstellung riet ihm, die Sicherheitseinstellungen zu prüfen und erklärte ihm die Risiken eines ungesicherten Gebrauchs. Doch dazu war keine Zeit mehr.

Die Leserin
hatte die Warnung verstanden. Der Stromschlag war nicht stark, aber deutlich zu spüren gewesen. Genau neben ihr hatte sich ein elektrisches Feld gebildet und auch, wenn es zu klein oder zu jung war, selbst Summkraut Raum oder Zeit zum Wachsen zu bieten, war ihr seine Gefährlichkeit nicht unbekannt. Kaum, dass sich ein Gefühl der Dankbarkeit in der Leserin breitmachen konnte, feuerte ihr Begleiter schon auf die Kreatur, die sich mit klapperndem Kiefer auf sie zubewegte. Die Wucht der Salven, trieben den Zombie immer weiter auf den Rand des Vorsprunges zu.
Die Leserin empfand durch das Meer ihrer schreienden Verletzungen hindurch eine Woge der Erleichterung, als der Untote schließlich in die Tiefe stürzte.
Allerdings währte sie nicht lange.
Kaum, war der Körper aufs Wasser aufgeschlagen, rieselten Geröll, Staub und kleine Metallsplitter auf die beiden herab. Stöhnend und unter großer Anstrengung, konnte die Leserin ihren Blick in die Höhe richten. Sie merkte, wie das Blut aus ihren Gliedern wich, als sie sah, wie die toten Matrosen auf den Abgrund entgegen wankten. Als wären sie durch ein unsichtbares Band mit ihrem Kapitän verbunden, ließen sie sich in die Tiefe ziehen, wie die Perlen an einer Schnur. Einige der Leichen verfehlten den Vorsprung und stürzten ungebremst ins Wasser. Andere prallten zunächst am Rand des Vorbaus ab, bevor ihre zerschmettert Körper ins Wasser fielen. Es blieben jedoch genug, die auf festem Grund landeten, sich berappelten und sich kehligem Stöhnen auf sie zu bewegten.
B05 änderte seine Strategie. Hey-du waren die Berechnungen ihres Begleiters in keiner Weise nachzuvollziehen, aber seine Schlüsse daraus waren im Großen und Ganzen der Situation angemessen: Der Roboter richtete seine Waffe auf den Boden und betätigte den Abzug. Die Mündung setzte nunmehr keine einzelnen Salven frei. Es war ein durchgängiger Strahl hochgebündelten Lichts, das sich durch das Metall und den Beton fraß, aus dem die Ebene bestand. Er durchschnitt den vorderen Teil des Vorsprungs, auf dem sich die meisten ihrer Angreifer eingefunden hatten. Knirschend brach er unter dem Gewicht der Untoten und riss sie mit sich in die Tiefe. Die beiden Leichen, die sich jenseits der Solbruchstelle befanden, waren durch den Laser mühelos auszuschalten. Sie zerplatzten der Reihe nach unter der spontanen Erhitzung des Wassers. Es war kein schöner Anblick und die stinkenden Knochensplitter und Gewebefetzen, die auf sie herabregneten, machten es der Leserin schwer, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten.
B05 schien es nicht einmal aufzufallen. „Faszinierend!“, hörte sie seinen Freund wie aus weiter Ferne. „Du hast dir nichts gebrochen und auch keine inneren Verletzungen. Ich denke, es ist das Beste, ich wechsel mein Relais und hole aus der nächsten Kugelstadt Hilfe!“
Diese Worte, rissen die Leserin aus der drohenden Ohnmacht. „Nein!“ Sie schrie fast und wunderte sich im selben Augenblick, woher dafür die Kraft kam. „Auf gar keinen Fall gehst du in die Stadt! Niemals!“
„Aber das ist doch Unfug! Die haben Menschen, die für solche Rettungsaktionen ausgebildet und ausgerüstet sind und zudem fundiertes medizinisches Wissen.“
„Hast du die zweite Regel gefunden? Wie heißt sie?“
„Du musst deinem Begleiter vertrauen?“
„Ganz genauso! Du musst mir vertrauen. Die Stadt ist keine Alternative!“
„Ich brauche ein neues Relais. Hast du sie noch in deiner Tasche?“
Hey-du nickte. „Ich weiß nicht, ob ich dir diesmal eine große Hilfe dabei sein kann. Ich kann mich kaum bewegen. Ich habe das Gefühl, mein Körper ist eine riesige blutende Wunde.“
B05 schaffte es in der Tat selbst. Es wirkte ein wenig ungeschickt und ihr fiel einige Male die Drahtspule zu Boden, aber schließlich erhob er sich und flog über der Leserin eine Testrunde.
Hey-du spürte seine Unruhe, als er sich wieder neben ihm niederließ. „Einige der Zombies haben sich aus dem Wasser befreien können und sind nun dabei die Felswand hochzuklettern. Wir sollten hier weg und eine passende Unterbringung finden.“
„Eine mit diesen schlafenden Stinkekäfern?“
„Den wabernden Schlenkgrümpfen!“
„Der Professor hat darüber...“ Hey-du biss sich auf die Lippe. Der Abend mit dem Professor in der Stadt war sehr gesellig und informativ gewesen. Sogar B05 hatte sich großartig unterhalten gefühlt. Nun aber konnte er davon noch nichts wissen. Es lag in seiner Zukunft.
„Oh, da drüben ist ein gebogenes Stück Metall. Es sieht aus wie ein Korb. Ich denke, da kannst du dich hineinlegen.“ Er flog zu dem beschriebenen Objekt, positionierte sich oberhalb des Mittelstücks und fuhr seine Teleskoparme an seine Ränder.
„Das Gewicht sollte ich einige Zeit tragen können.“ Er flog die Bahre zu seiner verletzten Freundin.
„Los hüpf rein!“
‚‚Hüpf rein‘ ist gut‘, dachte die Leserin. Ihr kam die Idee ihres Freundes nicht geheuer vor. Ihr war allerdings auch klar, dass sie dieses Abenteuer überlebte. Die Frage war lediglich, wie sie es überlebte. Allerdings war die Idee nicht minder durchdacht und berechnet, wie die anderen Einfälle des Roboters und so stellte sich auch in schwindelnder Höhe ein Gefühl der Sicherheit ein. B05 ließ die Sirene eines Krankenwagens durch die Luft erschallen. „Zum Glück gibt es wabernde Schlenkgrümpfe überall. Wir brauchen nicht lang zu suchen.“ Die Worte drangen durch das Sirenengeheul wie aus weiter Ferne an das Ohr der Leserin und endlich gestatte sie der langersehnten Ohnmacht, sie endlich von ihren Qualen zu erlösen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit.
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