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Twitter und Karteikarten

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 7. Okt. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

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Liebe*r Leser*in,


diese Woche gibt es einen neuen Einblick in die Welt der Autorin Claudia Roman.


Ich kann mich noch dunkel an meine Studienzeit erinnern. Ich sehe mich in der Bibliothek vor dem Karteikartenschrank lungern und mühsam nach den Standorten der benötigten Lektüren Ausschau halten. Mit abgewandtem Blick habe ich mich zuvor an den Computersitzplätzen vorbeigeschlichen, wo die Studierenden üblicherweise nach ihren Büchern suchten.

Ich kann noch nicht einmal präzise ausdrücken, was mich an diesen Computerkästen so abgeschreckt hat. Ich habe mich nie als Modernisierungs-Verweigererin betrachtet. Im Gegenteil, ich mag Technik und bin fasziniert von den Möglichkeiten, die sie, richtig angewandt, der Menschheit brachte, bringt und bringen wird. Ich kann mir nur vorstellen, dass es damals das irrationale Gefühl war, ich könnte zu blöd für eine Computerrecherche sein und, bei meinem Geschick, irgendetwas kaputt machen.


Natürlich hat die Karteikartensuch-Phase kein Semester überstanden und schon bald konnte ich nicht nur nach meinen Büchern in der simpel programmierten Suchmaschiene der Universitätsbibliothek Ausschau halten, ich konnte die Bücher sogar online verlängern, anderweitige Recherche tätigen, mich mit anderen Studierenden fachlich austauschen und mit ihnen semifachlich über den neuesten Starwarsfilm diskutieren (der damals meinen Glauben an die Macht, aufs tiefste erschütterte). Wenn ich ehrlich bin, gab es eine Zeit, in der ich mehr im Computerraum, als in den Vorlesungen verbrachte. Das Eis war geschmolzen, die Karteikarten hatten ihre letzte Benutzerin verloren und die schöne neue Computerwelt hatte mich absorbiert.


Wenn ich so zurückdenke, bin ich erstaunt, wie unreflektiert und naiv ich die negativen Seiten, die die weltweite Vernetzung von Wissen und Ideologie in sich trug, ausgeblendet hatte. Für mich war die digitale Welt ein riesiger Abenteuerspielplatz, auf dem ich mich völlig neu entwerfen konnte. Dort fiel es mir leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Das ist in Echtzeit nicht gerade meine Stärke.

Für mich gab es keine Internetkriminalität. Für mich war die Gefahr, mich von Algorithmen manipulieren zu lassen genauso wenig vorhanden, wie eine drohende Radikalisierung. Für mich schloss die Freiheit, meine Meinung anonym zu äußern, automatisch die Regeln eines konstruktiven Diskurses ein. Es gab für mich keine Filterblasen, keine Datenschutzproblematik und Fakenews wurden leicht amüsiert zur Kenntnis genommen, weil der größte Teil einfach so offensichtlicher Humbug war, dass es keinen Wert hatte, überhaupt einen Gedanken darüber zu verschwenden.


Das hat sich geändert und es war ein Prozess, der dem des Erwachsenwerdens gleicht und noch immer nicht abgeschlossen ist. Meine naive Internetphase glich in gewisser weise meiner Karteikartensuch-Phase, in der ich mit abgewandtem Blick an den bedrohlich wirkenden Bibliothekscomputern vorbeihuschte. Und auch wie damals in der Uni, musste ich erst von der Wichtigkeit eines neuen Umgangs mit der Technik überzeugt werden, um meinen Handlungsspielraum zu erweitern.


Für mein Projekt bedeutet das einiges. Die Veröffentlichung meiner Trilogie, also der Weg der mich zur Verwirklichung meines Traumes führt, benötigt eine gewisse Reichweite. Nun bilde ich mir nicht ein, einen Mainstreamgeschmack zu treffen, also wird Claudia Romans Fan-Base recht überschaubar bleiben und das ist auch gut so. Nichtsdestotrotz werde ich wohl in Zukunft auch mit den Daten, mit den Meinungen und mit den Befindlichkeiten von Leuten zu tun haben, die ich nicht persönlich kenne. Das birgt eine Verantwortung, über die ich mir mittlerweile im Klaren bin und mit der ich Versuche nach bestem Wissen und Gewissen umzugehen. Ich habe mich entschieden, neben Facebook und meiner Website noch auf anderen Plattformen aktiv zu sein. Claudia hat nun ein Instagram-Account, ist auf Twitter und besitzt einen Youtube-Kanal. Ich bin noch nicht sicher, wie effektiv das sein wird, aber ich lerne ständig dazu. (Eine große Hilfe ist bei Instagram die elfjährige Nichte einer Bekannten, die mir bei wichtigen Gestaltungsfragen zu Seite steht.) Twitter ist gerade äußerst witzig, denn ich habe selbstredend noch keine Follower, was dort dann den Charakter eines Selbstgespräches hat. Den Youtube-Kanal habe ich eingerichtet, weil sich meine Videos dort schneller hochladen und mit den anderen Medien verbinden lassen. Mehr Content ist dort nicht geplant.


Wenn Du magst, kannst Du mich ja auf den Plattformen unterstützen. Und es stimmt, ich müsste für mein Projekt wesentlich massiver Werbung machen, aber genau das möchte ich nicht.


Ich wünsche Dir noch eine großartige Restwoche. Wir lesen uns wieder am Freitag.


Liebe Grüße


Deine Claudia

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