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Es ist November 2022 und wieder NaNoWriMo!

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 29. Okt. 2022
  • 23 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Nov. 2022


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Und dieses Jahr habe ich mit etwas Besonderes ausgedacht.


Natürlich werde ich die 50 000 Wörter nicht schaffen. Da mache ich mir keine Illusion, aber 10 000 Wörter sollten dieses Jahr durchaus drin sein.


Und ich werde das Kapitel, an dem ich arbeite in diesem Blogbeitrag veröffentlichen. Und zwar in Rohform, mit alle den schrecklichen Formulierungen und Tippfehlern, die der durchschnittliche Angehörige der schreibenden Zunft in seine Werke zu versenken pflegt.


Ich habe das Gefühl, das könnte für alle Beteiligten lustig werden.


Nun ist das Kapitel, das ich gerade bearbeite schon in der Schaffensphase, deshalb werde ich dir zu Beginn eine kurze Einführung geben. Damit du auch eine Ahnung hast, wohin die Reise gehen soll.


Zusammenfassung für den Nanowrimo auf meiner Website

Kapitel 8


Was wichtig ist, um das Kapitel zu verstehen:


Die Geschichte entführt uns in die Kugelwelt. Das ist eine Phantasiewelt, die die Autorin Claudia Roman für ihr Buch „Der Zug der toten Kinder“ erdacht hat. Es handelt sich bei dieser Welt um ein grenzenloses Reich, in der die Umgebung ständigen Veränderungen unterworfen ist. Auch besteht die sogenannte Außenwelt nicht in erster Linie aus Erde und Gestein, sondern aus verbogenem Metall, zersprungenem Beton und Gegenständen, deren Nutzen durch eine ständige Verformung kaum noch zu konstruieren sind. Sie werden von braunem brackigem Wasser umspült, das manchmal sogar große Meere bildet. Es gibt eine karge Vegetation von befremdlich anmutenden Gewächsen und auch eine Tierwelt, die in erster Linie aus Gliederfüßlern besteht. Diese Tiere können sich am besten an die lebensfeindliche, instabile Umgebung anpassen und erreichen zum Teil beeindruckende Größen. Auffällig ist auch der blaue Nebel, der in wechselnder Intensität über die Erde streift. Die spontanen Metamorphosen, die so typisch für die Kugelwelt sind und aus denen in wenigen Augenblicken Meere zu Wüsten und Berge zu Tälern werden und umgekehrt, leitet ein Signal ein, das die Bewohner „Arkastas Ruf“ nennen und fürchten. Es läutet abwechselnd die „Helle oder Dunkle Phase“ der Kugelwelt ein. Die Dunklen Phase ist dabei nicht nur die Zeit der Veränderung, sondern auch die Zeit der Monster, die sich dann spontan in der Außenwelt bilden und nicht von allen Menschen erkannt werden können. Besonders gefährdet sind allerdings Kinder und außergewöhnlich phantasiebegabte Erwachsene.

Die Menschen leben in riesigen kugelartigen Gebilden, die durch kilometerlange Streben über den Boden gehalten werden und die durch ein Stabilisationsfeld vor den Veränderungen geschützt sind. Die Kugelstädte sind in zehn Etagen aufgeteilt, von denen jeweils die mittleren den Wohnbereich darstellen. (290 Wörter)


Die Menschen wohnen in streng geometrisch angeordneten Hochhäusern in der Mitte der Ebene, die nicht nur als Wohnbereiche dienen, sondern auch für die Statik verantwortlich sind. Die Wohnbereiche sind umschlossen von einer hügeligen Parkanlage die sich bis zu der Fensterfront erstreckt, die die Ebene vor der Außenwelt schützt. An ihren Rändern befinden sich die Aufzüge zu den anderen Ebenen, der Zugang zu den Haltestelzen, die für die unter anderem zur Energiegewinnung genutzt werden, und zudem die Gebäude, die für das öffentliche Leben bedeutsam sind, wie die Polizeistation und andere Behörden, das Krankenhaus, Schulen und Ausbildungsstätten und Bibliotheken und Kunstgalerien.

Innerhalb der Kugelstädte werden die Tag- und Nachtphasen, die sich mit unserem 24 Stunden Rhythmus decken, künstlich geschaffen und auch das Klima wird reglementiert. Es gibt Kälteperioden und Regenphasen, um die Pflege der Vegetation zu steuern.

(Einschub)

In den beiden Stockwerken oberhalb der Wohnebenen, findet Landwirtschaft mit Tierhaltung und Getreideanbau statt, während in den beiden Segmenten unterhalb der Wohnanlagen Produktionsstätten für die Fabrikation von Gebrauchsgüter zu finden sind.

Das obersten Segment ist von keinem Menschen zu betreten. Gerüchten zufolge soll dort der Hauptrechner des ZC stehen. In der untersten Etage dann, befinden sich die Gefängnisse. (58 Wörter/541 Wörter total)


Das politische System, das für die Geschichte von äußerster Wichtigkeit ist, lässt sich als Technokratie beschreiben. Jede Kugelstadt wird von einem Zentralcomputer (kurz ZC) organisiert. Seine Aufgabe ist es, zum Wohl der Allgemeinheit die Regeln festzulegen. Als Grundlage dienen ihm dazu allgemeine unverrückbare ethische Prinzipien und wandelbare Berechnungen, um den größtmöglichen Nutzen für möglichst viele Bewohner zu herzustellen. (193Wörter /483 Wörter total)


Deshalb wird Einwohner der Stadt nach seiner schulischen Ausbildung ein Tätigkeitsfeld zugeschrieben, das nach seinen Neigungen, Talenten und möglichen Wünschen vom ZC ausgesucht wird. Er erhält dazu eine Nützlichkeitsbescheinigung, die in regelmäßigen Abständen geprüft und erneuert wird. Eine Invalidität wird nur temporär geduldet, es sei denn sie hat etwas mit einem körperlichen Gebrechen zu tun. Psychische Erkrankungen entziehen sich einer Berechenbarkeit und werden deshalb nichts als Erwerbsminderung anerkannt. Im Gegenteil können sie sogar den Verlust der Nützlichkeitsbescheinigung bedeuten und zu einer Gefängnisstrafe oder sogar zur Verbannung aus der Stadt führen.

Ganz allgemein kann gesagt werden, dass sich die Härte der Strafen an dem Bedarf nach billigen Arbeitskräften ausrichtet, was dazu führen kann, dass man für das falsche Abstellen von Elektrorollern (das Hauptverkehrsmittel in den Städten) entweder nur eine Verwarnung kassiert oder eine mehrjährige Gefängnisstrafe in den hochgefährlichen Summkrautplantagen zu erleiden hat. Die Entscheidung trifft dabei einzig und allein der ZC und ist nicht von menschlicher Willkür abhängig.

Die Kugelstädte sind von einem Stabilisierungsfeld umschlossen, das den Untergrund der näheren Umgebung vor den Veränderungen der dunklen Phase schützen und die Stadt somit vor ihrer Zerstörung bewahren.

Die Städte sind unabhängige Gebilde, die mit anderen Städten in losen Clustern zusammenstehen. Die Entfernungen zwischen ihnen belaufen sich auf sieben bis achtundzwanzig Tage. Diese Einteilung wird in den künstlichen Tageseinteilungen gemessen, da die Länge der dunklen und hellen Phasen unzuverlässig variieren. Ein Austausch zwischen den Städten gibt es kaum und reduziert sich auf Besuche von einigen wenigen Abenteurer, die in einer Art jugendlichen Leichtsinns der gefühlten Enge ihrer Stadt entfliehen wollen, allerdings nur um dann zu erkennen, dass ein dauerhaftes Überleben in der Zwischenwelt nicht möglich ist und auch die anderen Städte sich nicht sonderlich von ihrer Heimatstadt unterscheiden.


In einer dieser Städte wächst nun die Hauptperson des ersten Teils meines Romans heran. Der zwölfjährige Fredrick Roman ist der Sohn des renommierten Außenweltforschers Jens Roman und wächst zunächst mit seiner kleinen Schwester Britta in einem privilegierten, wohlbehüteten Elternhaus auf.

(383 Wörter/866 Wörter total)


Das ändert sich, als Jens Roman gefährliche Unregelmäßigkeiten im Stabilisationsfeld ihrer Stadt entdeckt und sich seine Messergebnisse nicht mit den Berechnungen des ZCs decken. Das Problem ließe sich beheben, indem man die Stadt ein Stück von ihrem Platz weg, an eine sichere Stelle, bewegt. Die Streben, die sie dabei über den Boden halten, dienten in diesem Fall als Fortbewegungsmittel. Das bedeutete aber, dass man die Berechnungen des ZCs als fehlerhaft anerkennen und manuell beheben müsste. Das stellt jedoch ein Unterfangen dar, das die Grundfeste der Einwohner ins Wanken brächte, nach ihrer Ansicht die innere Sicherheit gefährde und Jens Roman in Ungnade fallen lässt. Das hindert ihn jedoch nicht, unermüdlich vor der drohenden Katastrophe zu warnen und immer weiter ins Abseits zu geraten. Hilfe verspricht er sich von dem freundschaftlichen Kontakt zum Polizeichef einer der Nachbarstädte. Der soll die erhobenen Forschungsergebnisse von seinem ZC prüfen lassen und als Korrekturdatei direkt zum fehlerhaften ZC zurücksenden. Doch dazu kommt es nicht: Als die Erschütterungen des ständig instabiler werdenden Sicherheitsfeld stärker werden und die öffentlichen Repressionen sich nicht nur auf Jens, sondern auch seine Familie auswirken, beschließt er seine Frau und seine Kinder aus taktischen Überlegungen in die fremde Stadt fliehen zu lassen und seine Ergebnisse dort einem befreundeten Forscher, Professor Güldendorf, zu übergeben.

Fredrick, seine Mutter und seine Schwester entkommen knapp und auf abenteuerliche Weise in die Außenwelt, in der weitere Gefahren auf sie warten. Sie werden von Professor Güldendorf gerettet und in die Fremde Stadt gebracht, wo zumindest Fredrick und seine Mutter unter der falschen Identität leben können.

Für Britta gestaltet sich die Situation jedoch schwierig. Für sie existiert kein Ausweis, da der Aufenthalt in der Außenwelt Kindern untersagt ist und Ausweise für Abenteurer erst ab sechzehn ausgestellt werden.


Nun beginnt das Kapitel. Einen Teil davon habe ich schon entworfen und ich werde ihn dir hier zur Verfügung stellen. Allerdings wird das, was ich schon geschrieben habe natürlich nicht zu meinem NaNaWriMo-Ziel hinzugezogen. Nach dem bereits verfassten Text geht es weiter mit der Wörterzählerei. (332 Wörter/1220 total)


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Drei Tage in Folge!


Kapitel 8 – Ein schwieriger Anfang

Es war kein Monster im eigentlichen Sinne, das sich Fredrick in den Weg stellte.

Wie so oft, spuckte ihn die Kamera aus der Tiefe des Schachtes zurück in die Außenwelt. Er umklammerte den Controller und starrte auf den Bildschirm bis ihm die Augen brannten.

Diesmal sollte es klappen.

Er war vorbereitet.

Er spürte die Wärme seiner Schwester, die sich neben ihm in das Sofa geschmiegt hatte. Es befand bereits in dem Appartements, als er es zum ersten Mal betrat. Sein Polster hatte die Farbe von geronnener Milch und es roch auch so. Fredrick entdeckte, wie sehr er sich daran gewöhnt hatte. Der andere, fremdvertraute Geruch, den er eben noch so deutlich wahrnehmen konnte und der ihn in geheimnisvoller Weise, auf die mögliche Lösung seines Problems brachte, hatte sich wieder verflüchtigt. Nun stiegen wieder die anderen Gerüche der neuen Behausung in seine Nase mit den bekannten Ausdunstungen von Ölfarben, Terpentin und Lösungsmittel, die aus dem Arbeitsraum seiner Mutter drangen. Zusammen bildeten sie eine Aura, die Fredrick verzweifelt und hoffnungsvoll zugleich werden ließ, widerstreitende Gefühle, die ihn mal mehr mal weniger übermannten und vor denen er sich gerne und oft ablenken ließ. Zum Beispiel durch dieses Videospiel. Der Professor hatte es ihm bei ihrem letzten Zusammentreffen geschenkt. Es sei ein ganz besonderes Spiel, hatte er ihm mit einem Augenzwinkern gesagt. Nichts sollte dort so sein, wie es auf dem ersten Blick erschien.


Bis jetzt fand er es allerdings ein wenig öde. Er steuerte eine Kampfdrohne (oder war es ein Erkundungsroboter?) durch die Außenwelt und wurde von Monstern angegriffen. Nichts Besonderes also, schließlich hatte Fredrick das schon am eigenen Leib erfahren müssen. Der Unterschied war nun, dass er sich aktiv gegen seine Angreifer verteidigen konnte.

Gut, das letzte Monster war nicht durch Feuerkraft in Stücke zu reißen, da es sich um einen Wirbelsturm mit Armen und Beinen handelte, aber erließ sich überlisten. Fredrick stürzte sein Gefährt in einen Schacht, der ihn augenblicklich an einer anderen Stelle ausspuckte. Nun war er der rettenden Kugelstadt so nah, dass sie den kompletten Monitor einnahm. Jedes ihrer Details baute sich vor ihm auf: Die acht der zehn Stockwerke mit ihren Außenscheiben, die den Dunst um sie herum zum Leuchten brachten, die Lagerhallen und Behördengebäude, die sich an der Fensterfront entlang an die Außenhülle schmiegten, sie in Segmente teilten und sich bis zur Decke erhoben und die Fahrstühle, deren Bewegungen die Aura der Stadt zum Flackern brachten. Es war eine ganz normale Stadt, zwar sichtbar von einem Computer generierte, aber dennoch eine ganz normale Stadt, und nichts schien Fredrick daran zu hindern auf eine der unteren Ebenen zu zusteuern, durch eine Schleuse zu gleiten und sich einen Platz zum Andocken zuweisen zu lassen. Aber genau das hatte er bis zum heutigen Tag nicht geschafft. Es war überaus seltsam, denn an Versuchen mangelte es nicht. Es gab kein mysteriöses Energiefeld, das ihn von dieser Aufgabe abhielt, die Schleusen befanden sich nicht an einer uneinsichtigen Stelle, die er erst mühsam hätte finden müssen und auch ein geheimnisvolles Passwort schien nicht gebraucht zu werden.

Das Problem bestand in einer Sache, die auf dem ersten Blick gar nichts mit dem Spiel oder seiner Handlung zu tun hatte.


Güldendorf selbst hatte ihn auf die richtige Fährte gebracht.

Der Besuch beim Professor war nun höchstens ein-zwei Stunden her und fand nicht in der Wohnung des Gelehrten, sondern in seinem Labor statt. Es war gut ausgerüsteter und überaus weitläufig. Standesgemäß, wie Fredrick empfand, schließlich war der Professor nicht irgendwer, sondern der wissenschaftliche Berater des Polizeipräsidenten. Trotzdem überkam den Jungen jedes Mal ein beklemmendes Gefühl, wenn er den vollständig weiß gefliesten Raum betrat.

An den Wänden hingen Borten die so dünn waren, dass Fredrick sich wunderte, dass sie nicht unter ihrer scheinbar ungeordneten Last zusammenbrachen, zumindest aber gefährlich verbogen. Auf ihnen stand kleine Apparaturen, allerlei Werkzeug und Gläser unterschiedlicher Größe. Einige waren mit bunten Flüssigkeiten gefüllt, andere wiederum vergrößerten durch ihre Wölbung den scheinbar organischen Inhalt, der in einer klaren Substanz schwamm. Hin und wieder erkannte Fredrick ein kleines Handmessgerät zum Erspüren von schwachen elektrischen Interferenzen. Sein Vater hatte ihm vor Jahren gezeigt, wie solch ein Ding funktionierte, aber er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern. Eine Reihe größerer Apparaturen drängten sich unter den Borten und spiegelten sich im gefliesten Boden. Auch diese Geräte waren Fredrick nicht unbekannt. Ein Gerät mit dem man die Schwingungen in der Außenwelt messen konnte, erkannte er an dem Trichter, der sich mit seiner ausladenden Wölbung wie ein schwebendes Zelt über den Boden stülpte, während er mit einem Plastikschlauch an dem Kasten hing, hinter dem sich die Elektronik verbarg. Fredrick schaute kurz an dem riesigen Schreibtisch vorbei, der vor die doppelte Größe vom Schreibtisch seines Vaters zu haben schien und überladen war von Papieren, Aktenordnern und Zettel, die aus den Ablagen quollen. Sie türmten sich um einen altmodisch anmutenden Computer und verdeckten den Professor fast vollständig. Dahinter war eine Wand, halb in den Raum gemauert und verbag die Liege dahinter. Fredrick konnte mit viel Mühe ihr Fußende erspähen, wenn er auf seinen Zehen auf und ab wippte, was er dann auch fast automatisch tat. Er kannte diesen Bereich von seinen vorherigen Besuchen und wusste, dass am Kopfende der Liege Geräte und Pumpen angebracht waren, über deren Zweck und Funktionsweise er nichts verstand und auch nicht verstehen wollte. Der Helm, der mit Kabeln an einer Vorrichtung angebracht war, die auf einem Rollwagen stand, fand er besonders abstoßend. Er war so positioniert, dass man durch das Visier in sein Inneres schauen konnte. Das Innenfutter war bespickt mit einer unzähligen Anzahl feiner Drähte, die wie kleine Nadeln in den Hohlraum ragten. Fredrick stellte sich vor, wie sie sich schmerzhaft in die Kopfhaut bohrten, sobald man den Helm aufsetzte und den Kinnriemen schloss. Es war gut, dass dieser Bereich fast vollständig von der Mauer verdeckt war und er nicht ständig Energie aufzubringen musste, um nicht dorthin zu schauen.

„Und?“,hörte er die bekannte Stimme hinter dem Computer. Fredrick wartete nicht darauf, dass er eingeladen wurde, sich zu setzen. Dafür kannte er den Mann mittlerweile zu gut. Er musste sich sogar eingestehen, dass der alte Professor in der neuen Stadt der einzige Mensch war, den er als Freund bezeichnen konnte.

„Die Schule ist doof!“ Fredrick schlurfte zum Stuhl. Er war so positioniert, dass er das Halbprofil Güldendorfs hinter seinem Computer sehen konnte. „Keiner mag mich. Und das ist kein Wunder. Ich würde mich auch schrecklich arrogant finden, wenn ich jemand anders wäre. Der neue Nachname ist nicht schlimm, an so etwas gewöhnt man sich echt schnell. Auch die Dinge, von denen mein neuer Ausweis sagt, dass ich sie interessant finden soll, sind nicht schlecht.“

Guldendorf legte seine Stirn in Falten und schaute ihn an. „Das meinte ich nicht, Fredrick.“

„Was dann? Meine Schwester ist unausstehlich, was kein Wunder ist, denn sie hat ja niemanden zum Spielen. Wenn man von diesen furchtbaren Zwillingen des Polizeichefs mal absieht. Sie müsste eigentlich langsam in eine Schule, aber in eine spezielle Schule. Ich hab es ja versucht, aber ich kann ihr weder Lesen noch Schreiben beibringen und schon gar nicht das Rechnen. Sie ist einfach zu langsam oder sie lernt halt...“, er suchte nach einem passenden Ausdruck, „...anders.“ Der Professor beobachtete ihn schweigend mit seinem durchdringenden Blick und Fredrick hielt das für eine Aufforderung, weiter zu sprechen. „Meine Mutter dreht auch gerade durch. Ich glaube, sie will nicht wahr haben, dass unsere Stadt tatsächlich nicht mehr existiert. Sie war so stark und mutig auf der Flucht. Sie hat alles getan, um uns zu beschützen und jetzt hab ich den Eindruck, sie will uns am liebsten los werden. Entweder redet sie gar nicht mit uns oder sie schreit uns an. Aber die meiste Zeit schließt sie sich in ihr Atelier ein.“ Einen kurzen Augenblick war sich Fredrick nicht sicher, ob er das alles dem Professor wirklich erzählen sollte. Nur für einen Moment kam er sich undankbar und wehleidig vor. Aber die Worte brachen aus ihn heraus und erzeugten ein Bild eines riesigen Felsens, der nicht nur auf seiner Brust lag und ihn zu zerquetschen schien, sondern ihm auch den Blick auf die Zukunft verstellte. Mit jedem Wort zerbrach er in kleine Stücke, die sich weiter teilen, bis sie nur noch als feiner Sand von seinem Körper rieselte. „Dabei kann sie ihre Werke doch niemanden zeigen“, sprach Fredrick nun in die freie Ebene hinein, die sich in seiner Vorstellung bis zum Horizont erstreckte. „Ihr neuer Ausweises behauptet, dass sie irgendetwas mit Gartenpflege macht. Aber das kann sie gar nicht oder sie will es nicht können. Jedenfalls lehnt jede Beschäftigung ab und ignoriert die Anfragen der Behörden. Ich weiß nicht, wie lange die sich das anschauen und was danach passiert. Ich weiß, der Polizeichef steht auf unserer Seite, aber wie lange wird er uns decken können? Er muss sich doch auch an die Anweisungen des Zentralcomputers halten, um nicht aufzufallen.“ Güldendorf schüttelte sanft mit dem Kopf, aber Fredrick war zu sehr mit seiner Litanei beschäftigt, um diese Geste einordnen zu können.

„Und wenn wir auffliegen? Was soll dann aus uns werden? Was wird aus meiner Schwester? Und selbst, wenn wir mit allem durchkommen und uns niemand entdeckt: Wir können doch nicht bis in alle Ewigkeit so weiterleben – “

„Fredrick!“, unterbrach ihn der Professor. „Ich verstehe dich. Ich verstehe dich sogar besser, als du es vermutest. Ich weiß, wie es sich anfühlt in einer Welt gefangen zu sein, in der man sich nicht auskennt. Ich weiß, wie es ist, in einer fast hoffnungslosen Situation vor der Aufgabe zu stehen, sich anzupassen, obwohl jedes Detail darin sich gegen einen stellt."


Er deutete mit seiner offenen Hand auf eine Schüssel, die am Rand der Schreibtischplatte stand. „Möchtest du etwas Nervennahrung?“

„Nein danke“, Fredrick war etwas verwirrt über den Themenwechsel. „Ich mag keine Vanillekekse mit Mandelsplitter..“ (36 Wörter/ 1256 total)


Der Anflug eines Lächelns zeichnete sich auf dem Gesicht des Professors. Eigentlich war es nur ein Zucken der Mundwinkel und es passte nicht zu dem Klagelied, das er zuvor anstimmte. Und in der Tat änderte sich die Tonfarbe des Mannes. Er klang beinahe heiter und beschwingt. „Aber ich verspreche dir, auch wenn deine Situation dich fast zu erdrücken scheint und du keinen Ausweg siehst, du bist nicht so hilflos, wie es dir erscheint. Deine Macht, die Dinge zu deinen Gunsten zu verändern, ist viel stärker, als du es dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen könntest.“

„Das ist doch Blödsinn. Was soll ich schon ausrichten können? Ich bin doch nur ein Kind.“

Wieder deutete Güldendorf auf die Schüssel mit den Keksen.

„Möchtest du jetzt etwas Nervennahrung?“

„Nein! Ich habe doch gesagt, ich mag keine...“ Fredrick verstummte, in dem Augenblick, in dem sein genervter Blick auf die Keksschüssel fiel. „Moment! Da waren grad eben Vanillekekse drin. Ich weiß das, weil wir genau diese Kekse manchmal auch in unseren Nahrungsautomaten haben. Ich gebe die immer meiner Schwester, weil mir sie viel klebrig sind! Da war eben kein einziger Summkeks drin. Ich bin mir tausend Prozent sicher: Kein einziger Summkeks!“ (195 Wörter/ 1451 Wörter total)

Der Professor lachte nickend. „Du hast völlig recht. Aber da du keine Vanillekekse magst, dachte ich, ich biete dir etwas anders an.“

„Aber wie haben Sie das gemacht? Ist das ein Zaubertrick oder bin ich etwa wieder am Schlafwandeln?“

„Nein, Fredrick, du schläfst nicht. Und es ist auch kein Zaubertrick. Das ist die Gewalt, die wir über die Dinge haben, von der ich dir eben erzählt habe. Ich habe herausgefunden, wie wir die Materie verändern und Dinge beeinflussen können.“ Seine Stimme klang ruhig, sachlich und belehrend, fast als spräche er vor einer Gruppe von Schülern. Und beinahe hätte Fredrick deshalb überhört, wie banal das bei näherer Betrachtung klang.

„Natürlich können wir Materie verändern und Dinge beeinflussen. Wie sollte man sonst einen Computer bauen und programmieren, Milchreiskochen, einen Fahrstuhl betätigen oder ein Buch drucken?“

„Oder ein Videospiel beenden?“

Fredrick stutzte. „Wie kommen Sie denn jetzt darauf?“

„Du bist in dem Spiel, das ich dir gegeben habe, noch nicht weiter gekommen, oder? Du bist immer noch im ersten Level und schaffst es nicht in die Stadt zu fliegen, ist das nicht so?“

„Woher wissen Sie das?“

„Es ist nicht so, dass es wahnsinnig kompliziert wäre. Eigentlich ist es ganz einfach. Man muss sein Fahrzeug nur ins Innere der Stadt lenken, wie in unzähligen anderen Videospielen auch, die du alle kennst und schon alle einmal durchgespielt hast, nicht wahr?“ (226 Wörter/1677 Wörter total)

Fredrick bemühte sich, seinen Mund zu schließen. Es gelang ihm jedoch nicht. Das war alles richtig, so richtig, dass es beinahe unheimlich war. Aber es hatte alles mit ihm und nicht mit dem Spiel zu tun. Er begriff nicht, worauf Güldendorf hinaus wollte. „Irgendwann, werden deine Augen so schwer und deine Gedanken so langsam, dass dir nichts weiter übrigbleibt, als den Controller zur Seite zu legen und etwas anderes zu machen.“

„Das stimmt ja alles.“ Fredrick hatte endlich seine Stimme wiedergefunden. „Und ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, aber sagt das eigentlich nicht nur aus, dass Sie mir ein wirklich schlechtes Spiel geschenkt haben?“

Güldendorf lächelte und es war ein verschmitztes, beinahe listiges Lächeln. Er bemühte sich nicht einmal die Heiterkeit aus seiner Stimme zu verbannen: „Aber du musst zugeben, dass der Anfang des Levels gar nicht so schlecht ist. Die Grafik ist nicht so furchtbar und verändert sich im Grunde auch nicht. Die Monster, die du besiegen musst, sehen auch interessant aus und du hast keine Probleme, das Spiel ständig wieder zu starten und doch scheiterst du immer ganz genau an dieser Stelle." (184 Wörter/1861 Wörter total)

„Moment! Sie meinen doch nicht etwa, dass das Spiel nicht will, dass ich mein Ziel erreiche.“

„Doch, genau das meine ich.“

„Aber das ist doch Unfug! Wie soll das Spiel das denn machen? Und wieso überhaupt? Worin liegt der Sinn, mich so zu langweilen, dass ich das Spiel nicht zu Ende spielen will?“(53 Wörter/1914 Wörter total)

„Vielleicht ist es kein Spiel.“

Fredrick merkte, wie sich seine Geduld langsam dem Ende neigte. Er hatte augenblicklich andere Probleme, als sich so einen Blödsinn anzuhören. Sein Vater war tot, sein bester Freund ebenfalls. Er musste mit einer gestohlenen Identität leben, die es ihm unmöglich machte, in der Fremde ein neues Zuhause zu finden. Seine Schwester konnte sich in dieser Umgebung nicht gesund entwickeln und durfte es auch nicht, um ihre Familie oder das, was davon übrig geblieben war, nicht zu gefährden. Seine Mutter stand kurz vor dem psychischen Zusammenbruch und ihrer aller Zukunft war mehr als ungewiss.

Und einer der intelligentesten Männer dieser Stadt, wenn nicht sogar der gesamten Kugelwelt, wollte Fredrick erzählen, dass ein Computerspiel versuchte, ihn am Weiterspielen zu hindern, indem er seine Gefühle manipulierte. Was kam wohl als nächstes? Gedankenkontrolle? Teleportation? Sprechende Vögel?

„Wenn es kein Spiel ist“, hörte sich Fredrick wie aus weiter Ferne knurren, „was ist es dann?“

Zwischen seinen zusammengekniffenen Augen drang das listige Lächeln des Professors.

„ Auch wenn du noch so heftig den Kopf schüttelst, Fredrick. Es ist ein Test, um herauszufinden, ob du das Zeug dazu hast, hinter unsere Realität zu schauen. (181Wörter/2095 Wörter total)

Ob du bereit bist, aus der Schachtel herauszudenken. Ob du eingefahrene Gedankenpfade verlassen kannst und es wagst, mehr zu überblicken, als das, was sich vor deinen Augen abspielt. Und vor allen Dingen, ob du das akzeptieren kannst. Das ist überhaupt von allen Dingen die schwierigste aller Aufgaben.

Das mag für dich noch etwas geheimnisvoll klingen,“

Geheimnisvoll ist gut, dachte Fredrick, das hört sich an wie das Gequassel dieser Marga. Er dachte mit Schaudern an die verrückten Künstlerfreundin seiner Mutter.

„aber“, so fuhr der Professor fort, „wenn du das Spiel durchschaut hast, dann wirst du auch die Lösung all deiner Probleme erkennen.“

„Und was passiert dann?“

„Dann werde ich dir zeigen, wie man die Geschichte ändert.“

„Und wie soll das bitteschön funktionieren?“

„Das erkläre ich dir, wenn es soweit ist. Zuvor musst du aber das Level beenden.“


Fredrick konnte nicht mehr sagen, ob die Idee schon auf dem Nachhauseweg oder auf dem Weg in den dritten Stock ihres Wohnblocks langsam in ihm reifte. Gewiss war jedoch, dass sie ihn formlich ansprang, als er die Wohnungstür aufstieß und den Geruch von Farbe, Lösungsmittel und den Resten des Frühstücks wahrnahm, der sich mit dem Gestank der ranzigen Möbeln vermischte.

Sicher war aber, dass er sich wie immer mit aller Gewalt bemühte, ihn zu verdrängen. Und dann war er verschwunden. Er wurde von einem anderen Geruch verdrängt, den er noch nie in der Wohnung wahrgenommen hatte. (242 Wörter/2337 Wörter total)

Es roch nach der Parkanlage in seiner Heimatstadt, kurz nachdem der künstliche Regen ausgestellt wurde und die Mähroboter über die noch nassen Hügel fuhr. Es roch nach dem Flüsschen, das sich nun mit frischem Wasser aufgefüllt, durch die Anlage schlängelte. Es roch nach den Bäumen von denen die Tropfen von Blatt zu perlten, um dann schließlich nacheinander zu Boden fielen. Fredrick liebte diese Augenblicke. Er liebte es, seine Schuhe auszuziehen und mit bloßen Füßen über den Rasen zu laufen. Er spürte wie das Gras seine Fußsohlen kitzelte und wie der Boden, weich und warm unter seinen Schritten leicht nachgab. Er hörte die hanebüchenen Erzählungen seiner Schwester neben sich. Er sah sich neben seinem Vater gehen und gebannt dessen Geschichten aus der Außenwelt lauschen. Auf seiner Zuge brannten noch die Nachmittagskekse und die heiße Schokolade nach. Es war die Zeit zwischen den Exkursionen seines Vaters, in denen die Familie ihr Zusammensein zelebrierte. Es war die Zeit in der sie alle gemeinsam am Tisch saßen und die Zeit ihrer gemeinsamen Spaziergänge. An diesen Tagen sogar seine Mutter guter Dinge und zu Scherzen aufgelegt. Alles schmeckte leicht und frisch nach dem Regen. Alles fühlte sich leicht und frisch an nach dem Regen. Alles roch leicht und frisch nach dem Regen. Und in diesem Augenblick in dem Fredrick über die Schwelle der Wohnungstür schritt, war er da, dieser Duft. Er überdeckte nicht die Schwermut, die von dem neuen Geruch ausging. Er vermischte sich nicht mit ihm, er überlagerte ihn auch nicht, er tauschte ihn aus. Es gab nur den Geruch der schönen Erinnerungen, so als hätte es in dieser Wohnung nie etwas anderes gegeben. Und er ließ, zusammen mit den rätselhaften Worten des Professors, eine Hoffnung in Fredrick keimen. Die Hoffnung auf etwas, was es gar nicht geben konnte. (295 Wörter/2363 Wörter total)

Auf etwas, was ganz und gar unmöglich war, wenn man den Erwachsenen Glauben schenken wollte. Etwas, das mehr in die magische Welt seiner Schwester, als in die Realität gehörte. Doch wenn es so war, schlummerte in ihm eine Macht mit der er die Welt nach seinen Wünschen verändern konnte den Dingen nämlich nicht so hilflos ausgeliefert war, wie er annahm. Dieser Geruch, der ihm Kraft gab und ihn tröstete, der war keine Einbildung. Er war so real, wie seine Jacke, die er gegen den Kleiderharken zu den anderen Kleidungsstücken schmiss, die daran abglitt und mit einem weichen Poltern zu Boden fiel. Er war so real wie das Wohnzimmer, in das Fredrick umgehend ansteuerte und so real wie das Sofa, auf dem seine Schwester saß, mit halb geöffneten Mund und geweiteten Augen. Die flackernden Lichter zeichneten hektische Muster auf ihr Kindergesicht, das geisterhaft erschlafft wirkte. Er war so real, wie das alberne Geschrei der Kindersendung, das aus dem Fernseher drang. Und auch, als er sich die Fernbedienung schnappte, die auf dem Wohnzimmertisch auf ihn zu warten schien und unter Brittas lautem Protest in den Spielmodus schaltete, hing er immer noch in der Luft und wurde nur sehr langsam, von dem Gestank des Sofas verdrängt.

„Nur ganz kurz, du kannst gleich weiterschauen“, versuchte er seine Schwester zu beruhigen, die mit seinem forschen Vorgehen alles andere als einverstanden war. „Gleich ist es zu Ende!“, schrie sie ihn an und begann auf ihn einzuschlagen. Ihre Schläge waren zwar nicht sehr schmerzhaft, aber äußerst lästig. Außerdem begann sie zu weinen und er hasste es, wenn sie das tat.

„Aber du hast die Sendung doch schon zweimal gesehen“, versuchte er es mit einem Argument. Ihm war allerdings von vornherein klar, dass diese Strategie bei Britta keinerlei Wirkung zeigte.

„Aber diesmal geht es anders aus! Ich weiß es ganz genau!“

„Das ist doch Blödsinn!“

„Das ist gar kein Blödsinn!", schluchzte sie, hielt kurz inne und überlegte.

„Weil das kein Blödsinn ist!“, schloss Britta schließlich ihr Argument mit inbrünstiger Überzeugung! (374 Worte/3006 Worte total)

Fredrick wusste, dass er Britta nicht mit Logik kommen brauchte. Überraschungsangriff, dachte er und probierte einen Weg, der schon einige Male zum Erfolg geführt hatte: „Du hast recht!“

Und wie geplant hielt seine Schwester inne. „Natürlich kann sich in deiner Sendung etwas ändern“, fuhr er fort. „Auch, wenn du sie schon tausendmal gesehen hast, heißt es ja nicht, dass es nun auch so sein muss. Mamas Bilder sehen ja auch immer anders aus, je nachdem ob man gut gelaunt oder schlecht gelaunt ist.“ Seine Schwester zog die Augenbrauen zusammen und schniefte. „Das meine ich doch gar nicht. Das ist ja nicht in echt, sondern nur in deinem Kopf. Ich meine, dass sich in echt etwas ändern kann. Schließlich sind wir in so einer Zeitschleife.“

Fredrick stutzte. „Zeitschleife? Egal! Jedenfalls hast du recht, wenn du meinst, dass die Dinge die passiert sind, sich nicht mehr ändern können. Und deshalb muss ich unbedingt das Level in meinem Spiel zu Ende bringen. Der Professor hat gesagt, wenn ich das schaffe, ...“

„Okay!“ Britta wischte sich die Tränen mit ihrem Ärmel von ihrem Gesicht. „Aber dann will ich gleich Milchreis mit ganz viel warmer Schokoladensoße.“ (199 Wörter/3205 Wörter total)


Das war ein Kompromiss, den er eingehen konnte.

Und wenige Augenblicke später steuerte Fredrick sein Gefährt durch die Außenwelt, bezwang die gruseligsten Ungeheuer, die bei jedem seiner Versuche eine andere Gestalt hatten und unterschiedliche Fähigkeiten. Doch es änderte nichts daran, dass er das Spiel zunehmend uninteressanter fand. Das letzte Monster blieb jedoch in jedem seiner Anläufe ein wirbelnder, substanzloser Titan, dem er nur durch eine List entkommen konnte.

„Bis jetzt sieht alles so aus, wie immer“, wagte Britta neben ihm ein Gespräch. „Warum glaubst du, dass es diesmal funktioniert? Es hat doch noch nie geklappt.“ Weil ich den Duft von Zuhause nach dem Regen in dieser schreckliche Wohnung bringen kann, dachte er.

„Ich weiß es halt!“

Britta schien die Antwort nicht auszureichen. (175 Wörter/3380 Wörter total)


„Weil du auch weißt, dass wir in einer Zeitschleife drin sind?“

Fredrick warf seiner Schwester einen knappen aber erstaunten Blick zu. „Was hast du denn jetzt immer mit dieser Zeitschleife?“

„Carla hat das gesagt. Wir sind in einer Zeitschleife und erleben die Dinge immer und immer wieder. Aber wir haben die Möglichkeit etwas zu ändern. Nicht viel, aber ein bisschen.“

Fredrick stöhnte auf! „Carla“, er ließ einen Augenblick den Controller sinken, „redet oft und gerne Quatsch! Und bei dir besonders oft und gerne, weil du diesen Quatsch glaubst und das perfekte Opfer für sie bist.“

„Das ist kein Quatsch! Carla hat gesagt, dass der Professor das gesagt hat und Lena hat sie dann ausgeschimpft, weil sie das doch niemanden weitererzählen soll.“

Nun wurde Fredrick doch ein wenig stutzig. Dass Carla es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, hatte er schon bemerkt, als er die Zwillinge des Polizeipräsidenten das erste Mal getroffen hatte. Ihre Schwester hingegen war das komplette Gegenteil von ihr und es ließ die Aussage seiner kleinen, unbedarften Schwester in einem anderen Licht erscheinen. Und er musste zugeben, dass dieser Gedanke, sich in einer Zeitschleife zu befinden und seinem Schicksal nicht komplett ausgeliefert zu sein, in ihm eine Hoffnung keimen ließ. Allerdings war es in diesem Augenblick für ihn nicht ersichtlich, wenn es denn der Tatsache entspricht, was er mit dieser Information genau anfangen konnte. Schließlich konnte er sich nicht daran erinnern, die Situation dieses Augenblicks schon einmal erlebt zu haben. Klar, war er erst gestern genau hier auf dem Sofa vor dem Monitor mit dem Versuch gescheitert, sein Gefährt in diesem Videospiel in die Stadt zu steuern. Aber das konnte man ja wohl nicht als eine Wiederholung innerhalb einer Zeitschleife deuten. Überhaupt, was soll eine Zeitschleife überhaupt sein? War es so etwas wie ein X-Feld allerdings in einem viel größeren Ausmaß? X-Felder schlossen einen begrenzten Zeitraum ein, in dem zwei Personen ihren Weg in entgegengesetzter Zeitrichtung durchlaufen, so dass das Gestern der einen Person das Morgen der anderen Person darstellt. Aber eine komplette Zeitschleife umfasste doch die Welt in ihrer Gesamtheit, oder nicht? Außerdem klang das alles gewaltig nach Märchenstunde. Für seinen Geschmack ein wenig zu sehr.

„Guck mal!“ Britta riss ihn aus seinen Gedanken. „Du bist schon ganz nah daran!“

Und tatsächlich füllte die Außenhülle der Stadt nun den komplette Monitor aus. Und er hatte es nicht einmal bemerkt. Der unsichtbare Gegner, der ihn allen Anschein nach außerhalb des Spiels attackierte, indem er ihn mit einer Welle von Langeweile und Unlust überschwemmte, schien besiegt. Nun musste er nur noch die Stelle finden, die ins Innere der Stadt führte. Fredrick war so überwältigt von seinem Erfolg, dass er die Zeitschleife komplett vergaß. (445 Wörter, 3825 Wörter total)


Kapitel 9

Wer hätte das gedacht!

Ich habe nun den Rohentwurf des achten Kapitels tatsächlich zu Ende gebracht. Das ist mehr, als ich mir erhofft hatte. Da aber noch nicht einmal die Hälfte der angestrebten Wörter geschrieben ist, werde ich mich nun dem neunten Kapitel zuwenden.

Natürlich darfst du gerne bei der Entstehung dabei sein. Ich werde somit fortfahren, nicht jedoch ohne dir erst einmal einen kleinen Überblick über die Vorgeschichte des nächsten Kapitels zu geben.

Das gebietet die Struktur.

Die Geschichte von Fredrick und seiner Familie wird nämlich unterbrochen von einer anderen Storylinie, die sich dazwischen schiebt.

Auch diese Geschichte spielt in der Kugelwelt. Wir befinden uns in einer nicht weiter benannten Kugelstadt und nehmen die Perspektive einer unbekannten Frau ein. Wer diese Frau ist und welche Ziele sie genau verfolgt, ist uns noch nicht klar. Wir begegnen ihr in dem Therapiezimmer einer Psychiaterin. Dort versucht sie die Erlaubnis mit einem kleinen Jungen zu sprechen, der vor kurzer Zeit aus der Außenwelt gerettet wurde und seitdem beharrlich schweigt.

Nach einer längeren Überzeugungsarbeit erhält sie schließlich die Berechtigung und besucht das Kind nun regelmäßig in seinem Krankenhauszimmer am Rande der Ebene. Tatsächlich gewinnt sie das Vertrauen des Jungen. Kurze Zeit darauf beginnt er tatsächlich zu sprechen und möchte von der Frau Philipp genannt werden.

Nach einigen weiteren Sitzungen, in denen der Junge sich lediglich kryptisch zu seiner Herkunft und seinem Ziel äußert, verlangt er ein Videospiel. Es ist genau das Spiel, das Fredrick ein Kapitel später Kopfzerbrechen bereitet. (254 Wörter/4097 Wörter total)


Philipp jedoch meistert das Level mit erstaunlicher Routine, bricht es jedoch in einer dramatischen Sequenz ab, um der Frau die Lösung zu erklären.

Und nun geht es los:


Die Frau merkte wie die Ungeduld in ihr zu brodeln begann. Die Antwort auf die letze Frage war ebenso vage wie nichtssagend. Natürlich führten diese Art der Spiele immer zu einer finalen Aufgabe, einem Endgegner sozusagen, der die Gefahren, die man bis dahin bewältigte, um ein Vielfaches übertraf. Aber der Weg dorthin bestand in der Regel nicht nur aus einem Level. und auch dieses Spiel machte da keine Ausnahme, wie sie aus den Worten des Jungen schloss.

„Ich verrate dir keine Neuigkeit, wenn ich dir sage, dass auf der anderen Seite des Schachtes kein Endgegner auf uns lauert. Noch nicht!

Wir sollten langsam anfangen Klartext zu sprechen, findest du nicht auch?“

Fredrick war wieder ernst geworden und blickte die Frau erwartungsvoll an.

„Dir ist bekannt, wo wir uns in Wahrheit befinden, nicht wahr?“, fragte er.

„Natürlich!“ Es war ihr nicht mehr möglich ihre Ungeduld zu verbergen. „In einer Kugelstadt ungefähr sechs Kilometer über den Boden.“

Fredrick schüttelte kaum merklich den Kopf. „Entweder du belügst dich selbst oder du bist der Meinung, das Gehirn, das sich diese Situation gerade vorstellt, ist noch nicht reif für die Lösung. Hat das mit deiner Suche zu tun?“

„Was redest du da? Und was weißt du über meine Suche?“

„Du kannst dich nicht mehr erinnern, nicht wahr? Du kannst dich an gar nichts mehr erinnern, auch wenn du dich noch so anstrengst! Schade.Ich dachte vielleicht wird es diesmal anders.“

„Jetzt lass diesen geheimnisvollen Unfug!“ Es fiel ihr schwer das Kind nicht einfach anzubrüllen, aber noch konnte sie sich zügeln.

Du musst mir erzählen, warum du in der Außenwelt warst und was du dort erlebt hast. Alles andere interessiert mich nicht. Das waren ehrlichen Sätze, die die Frau allerdings nur denken konnte. Sie waren nicht geeignet, um ein Kind zum Reden zu bringen. „

„Also“, sage sie stattdessen. „Dann komme wir zu dem Ziel des Spieles. Du hast gesagt, dass es nicht darum geht, die Wanderer aus der Außenwelt vor den Monstern zu retten und in Sicherheit zu bringen. Worum geht es dann und warum ist das so wichtig?“

Philipp grinste erneut. „Es hat etwas damit zu tun, dass ich nun in dieser Stadt bin und es ist wichtig, damit genau das nicht immer und immer und immer wieder passiert. Wenn du verstehst was ich meine.“

„Ich habe nicht die Spur einer Ahnung worüber du redest, aber ich höre dir zu.“ Vielmehr lässt sich sowieso nicht machen, dachte die Frau. Diese Szene läuft wie so oft völlig aus dem Ruder.

„Das mit der Zeitschleife kann ich dir noch nicht erklären. Das wäre zu früh. Aber ich kann dir erzählen, was das alles mit diesem Videospiel zu tun hat. Das Ding ist nämlich, ich muss nicht einen Wanderer, sondern eine ganz bestimmte Wandererin finden. Zuerst habe ich dieses Mädchen mit der Drohne gesucht und auch gefunden, aber das ging schief. Sie hat nämlich etwas bei sich, das sie mitnehmen will und nicht darf.“

„Und das wäre?“

Philipp zuckte mit den Schultern und schwieg. Auch das, so schien die Geste zu sagen, darf ich dir noch nicht veraten. Und der Ausdruck, der sich dabei auf dem Gesicht des Kindes zeigte, verbot jede weitere Nachfrage. „Jedenfalls komme ich auf dem üblichen Weg nicht weiter. Ich muss etwas anders probieren. Ich muss auch jetzt wieder etwas tun, das über dieses Videospiel hinausgeht.“

„Nun bin ich aber neugierig geworden. Was musst du tun?“

„Ich muss wieder in die Außenwelt.“

„Bitte was?“ Die Frau merkte, wie ihr Blut aus dem Gesicht wich. (503 Wörter/ 4600 Wörter insgesamt)



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©2019 Claudia Roman - Autorin. Erstellt mit Wix.com

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