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Claudias Welt - Spiel 21: Der Schritt über die Schwelle

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 15. Apr. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Aug. 2023

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Bild von PixxlTeufel auf Pixabay


„Da müssen Sie mir aber zunächst erklären, worin der Unterschied zwischen den Stapeln liegt.“

„Wozu?“

„Na, ich muss doch wissen, worauf ich mich einlasse.“

„Müssen Sie das?“

„Aber sicher! Ich brauche doch ein Ziel.“

„Aber das Ziel habe ich ihnen doch schon genannt.“.

„Soweit ich das verstanden habe, soll ich Sie, beziehungsweise die Figur, die Sie darstellt, in einer dieser Zettelwelten finden, aber woher weiß ich, in welchem Stapel sich der literarische Professor Güldendorf nun befindet? “

„Das weiß ich auch nicht. Und wie ich Ihnen schon sagte, die Bücher sind durcheinander geraten. Es ist demnach nicht möglich, eine Welt einem Stapel zuzuordnen.“

„Aber wenn ich nun den falschen Stapel wähle und Sie gar nicht dort sind?“

Der Professor kneift die Augen zusammen und holt tief Luft. Du wirst das Gefühl nicht los, dass du seine Geduld gerade auf eine harte Probe stellst.

„Stellen Sie sich vor“, beginnt er nach einer kurzen Pause,„Sie sind auf einer Wanderung in eine Ortschaft. Ihr Weg führt Sie zu einer Gabelung und Sie wissen, dass Sie beide Pfade zu ihrem Ziel geleiten werden. Der alleinige Unterschied besteht in der Landschaft, die sie durchqueren werden. Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob der Weg eben und leichtgängig, von plätschernden Bächen gleitet, durch eine sanfte Hügellandschaft führt oder sie durch steiniges Geröll, an feuerspuckenden Bergen und glühenden Feuerseen vorbeiziehen müssen. Verstehen Sie? Das alles müssen Sie selbst erfahren und ich kann Ihnen nur den linken oder den rechten Stapel anbieten. Und jetzt wählen Sie endlich!“ Der letzte Satz klingt so ungeduldig, dass du nicht weiter zögerst:

„Dann nehme ich den linken Stapel.“ Die Worte kommen dir so flüssig über die Lippen, wie heißes Wachs über den Kerzenrand. Und als dir der Professor den Stapel herüberschiebt, bist du fast sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben.

„Eine Frage habe ich noch!“ Du erwartest, dass sich die Augen des Professors wieder verengen und seine Stimme schärfer wird. Doch das passiert nicht. Er schaut dich vielmehr erwartungsvoll an und du bist ermutigt, weiter zu sprechen.

„Wie komme ich wieder nach Hause?“

„Wie sind Sie denn bisher wieder zurückgekommen?“

Du überlegst nur kurz. „Na, die Seite, die ich gelesen habe, war wohl zu Ende.“

„Da sehen Sie’s. Und nun gute Reise!“


Du holst noch einmal tief Luft und versinkst in den Zeilen.



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...der Stapel rutscht von deinen Beinen und plumpst auf den Boden.


„Nanu!“ Die Stimme des Professors holt dich in die Welt zurück. „Schon wieder da? Haben Sie mich gefunden und das Problem gelöst?“


„Nein, habe ich nicht! Ich kann mich nicht auf ein phantastisches Abenteuer einlassen und gleichzeitig einen Stapel loser Blätter mit mir herumschleppen.“

„Ach, wie dumm von mir! Sie haben natürlich recht. Darf ich Ihnen meine Tasche anbieten?“ Er greift unter das Pult, holt einen Rucksack hervor und bittet dich mit winkenden Fingern um den Stapel, den du gerade vom Boden aufliest. Der ist mir gar nicht aufgefallen, denkst du. „Stand der Rucksack die ganze Zeit schon unter dem Pult?", fragst du laut und erntest ein erstauntes Lachen des Professors.

„Natürlich! Auch wenn Ihnen das schwerfällt zu glauben: Zaubern kann ich nicht.“ Wie beiläufig steckt er das Papier, das du ihm angibst, in die Tasche, bis auf ein Blatt, das er dir in die Hand zurück gibt. „Das behalten Sie lose am Körper. Sie brauchen es nicht die ganze Zeit in der Hand halten. Es sollte reichen, wenn sie es später in die Jackentasche stecken.“ Er lächelt dir aufmunternd zu. „Jetzt lesen Sie bitte weiter.“

Doch bevor du deinen Kopf über die bedruckte Seite senkst, hebt er noch einmal die Stimme. „Eine Sache noch! Sie sollten sich auf dem schnellsten Weg ein paar Gefährten suchen. Es erleichtert Ihnen die Suche.“

„Witzig!“, entfährt es dir, während du den Rucksack schulterst. Entgegen deiner Erwartung wiegt das klobige Ding fast nichts. „Ich stehe dort allein im Wald und kann kaum die Hand vor Augen erkennen, wie soll ich da jemanden finden?“

„Das werden Sie schon sehen. Und nun, viel Glück.“




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Die Seite ist zu Ende, doch zu deiner Verwunderung, befindest du dich immer noch an der T-Kreuzung vor dem Weizenfeld – und dem klingelnden Telefon. Du beschließt, den Hörer abzunehmen. Dabei fällt dein Blick in die linke Richtung des Weges und du erkennst die Silhouette eines Turms über das Feld ragen. Seine Konturen erscheinen dir blass, fast milchig, als ob es von einem dichten Nebel umschlossen wird.

Ein Rauschen dringt aus dem Hörer, doch dann vernimmst du ein Flüstern. Es ist zu leise und zu verzerrt, um die Stimme jemanden zuordnen zu können, doch du kannst sie Worte deutlich verstehen.


„Dreh dich nicht um!“

Kaum, dass du das Gesagte begriffen hast, durchfährt dich der schlimmste Schmerz, den du jemals empfinden musstest. Es fühlt sich an, als ob dir jemand hinterrücks die Haut in deinem Rücken aufreißt und sich durch das Fleisch wühlt. Feuchtigkeit rinnt deinen Rücken entlang und du hörst deine Rippen brechen. Eine Flüssigkeit kriecht, einer Feuerwalze gleich, deine Speiseröhre hinauf. Du schmeckst das Blut, das deinen Mundraum füllt und du bekämpfst den Reflex, dich zu übergeben. Beinahe verlierst du das Bewusstsein. Dann durchfährt dich ein Ruck und der Schmerz vergeht so schnell, wie er gekommen ist. Lediglich die Kälte, die dich nun umfasst, bleibt als ihr unangenehmer Nachklang. Noch benommen siehst du zu Boden und schaust auf den Telefonhörer. Aus seinen Öffnungen winden sich lange Fäden, die, sobald sie kringelnd auf die Erde fallen, in das Feld verschwinden, als hätten sie ein Eigenleben.

Du schüttelst den Kopf. Was war das denn? Doch ehe du genauer darüber nachdenken kannst, siehst du von rechts zwei Personen, eine groß, eine klein, den Weg entlang wandern. In ihrer Mitte trabt ein Tier, das nach einem Esel aussieht.


Was tust du? Drehst du dich erst um, um zu sehen, was hinter dir den Schmerz ausgelöst hat oder schaust du zunächst, wer dort auf dich zukommt?

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