Claudias Welt - Das Spiel 21: Du drehst dich nicht um
- claudia_roman

- 29. Apr. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Aug. 2023
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Bild von Josep Monter Martinez auf Pixabay
Immer deutlicher werden die Konturen der Fremden, die sich auf dem Weg auf dich zubewegen. Schon bald kannst du erkennen, dass es sich bei dem Vierbeiner tatsächlich um einen Esel handelt, der von einem kleinen Mädchen und einem Mann begleitet wurde. Der Mann trägt eine Mütze, die entfernt an eine Baseballkappe erinnert, aber aus einem groben dunkelbraunen Stoff hergestellt wurde. Aus dem gleichen Material besteht seine Weste, die sich an seinem Körper schmiegt und aus dem die Ärmel seines ungefärbten Baumwollhemdes quellen, wie gebackener Käse aus einem Vollkornbrötchen. Die Weste steckt im Bund seines Beinkleides, das dich an eine Jogginghose erinnert. Eine Jogginghose aus den achtziger Jahren, die nicht aus Baumwolle, sondern aus Fallschirmseide besteht. Wirklich sehr übel, denkst du, als du ihren bläulichen Pastellschimmer bemerkst.
Zu deiner Verwunderung wirst du im selben Augenblick gewahr, dass die Farbe seiner Hose der Haarfarbe des Mädchens gleicht. Das rote Haarband mit der Schleife an der Seite leuchtet zwischen den blass-blauen Strähnen, die wie Milch im Schatten einer Abenddämmerung, bis zu ihren Schultern fließen. Auch aus der Entfernung ist es nicht nur ihr außergewöhnliches Haar, dass deinen Blick fesselt, es sind auch ihre Augen, die die Hälfte ihres Gesichtes ausfüllten. Sie lässt ihr rotes Sommerkleid schwingen und den Staub um ihre bloßen Füße wirbeln, als sie neben dem Tier über dem Weg hüpft. Der Esel schreitet mit gesenktem Kopf und lässt die Kisten zu seinen Seiten im Takt seiner Schritte schaukeln.
Der Rat Güldendorfs, dich nach Gefährten umzusehen, kommt dir in den Sinn. Und auch, wenn sich diese Leute nicht als Wegbegleiter herausstellen, wirken sie doch so harmlos, dass du zumindest keine Scheu verspürst, sie anzusprechen.
Das Mädchen hat dich bereits erblickt, bleibt kurz stehen, schlägt sich die Hand vor dem Mund und plappert danach aufgeregt etwas zu dem Mann. Aus dieser Entfernung ist es dir nicht möglich, etwas zu verstehen. Der Mann schüttelt den Kopf und zieht weiter. Die verstockte Gelassenheit, die er ausstrahlt, gleicht dem Esel, der sie begleitet und das Mädchen hat keine Wahl, als mit ihm Schritt zu halten.
Mittlerweile kannst du das Gespräch verfolgen:
„Meinst du, er ist gefährlich?“, fragt das Mädchen. Seine Augen sind in der Tat so außergewöhnlich groß, dass es fast wie eine Karikatur wirkt und auch seine Stimme wirkt verzerrt.
„Wer“, der Mann klingt wie ein Greis. Das verwundert dich, denn seine Gestalt ist zwar nicht die eines jungen Mannes, aber noch nicht so gebrechlich, wie es das Zittern der Stimmbänder vermuten lässt, „der Mensch oder die Scharluhte?“
„Na, der Mensch! Hätte ich die Scharluhte gemeint, hätte ich doch nicht gefragt, ob ER gefährlich ist.“
„Normalerweise sind Menschen nicht gefährlich. Nur wenn sie dumm sind. Wenn sie allerdings mit einer Scharluhte dumm sind, dann sind sie nicht gefährlich. Es kann natürlich auch ein schlauer Mensch mit einer Scharluhte ungefährlich sein, aber niemals stellt ein schlauer Mensch mit einer Scharluhte eine Gefahr da. „
„Also, nein!“
„Ja.“ Der Mann nickt.




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