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8.Die verwunschene Websitedomain - Des Weihnachtshorrors achter Teil

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 20. Dez. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Jan. 2022


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Üblicherweise vermeide ich es, meine wöchentliche Ansprache allzu emotional zu gestalten, aber noch nie fiel mir das so schwer, wie an diesem Montag. Die Vorkommnisse, die auf mich zustürzten, nachdem ich am Freitag das Kästchen von Margarethe erhielt, sitzen mir immer noch in den Knochen. Das Gemisch aus Gefühlen, setzt sich aus Zorn, moralische Verletztheit und tiefer Ratlosigkeit zusammen und belastet mich über die Maßen. Doch genug gejammert. Kommen wir zum Ursprung meiner seelischen Verfassung. Als ich Sonntag, entgegen meiner Erwartung, das kleine Waigs nicht auf meiner Tastatur vorfand, wagte ich es in Margarethes Kästchen nachzuschauen. Es handelt sich bei diesem Gegenstand um einen kleinen, hölzernen Anhänger in der Form einer Schatzschatulle, die mit winzigen Nägeln beschlagen und mit geschwungenen Ornamenten aus Eisen verziert wurde. Es schien mindestens einmal mit Feuer in Berührung gekommen zu sein, denn an einigen Stellen war es schwarz verkohlt und seine Verzierungen zum Teil geschmolzen. Auch seine Scharniere beschädigt. Solltest du das Interview mit Margarethe am Freitag gelesen haben, muss ich dir erklären, dass man zum Öffnen des Kästchens weder ein Wort noch ein Schlüssel braucht. Margarethe hat da etwas verwechselt. Das wird im „Zug der toten Kinder“ aufgeklärt, also in dem Roman, den ich dir immer noch gerne zum Testlesen zukommen lassen kann, wenn du mir eine E-Mail schickst. Dazu musst du nur auf meine Website gehen, die da lautet... Ach, Mist! Das ist ja genau das Problem. Und um dieses Problem zu lösen, hatte ich nun eine Idee. Ich brauchte mir das Kästchen nicht lange anzuschauen, um herauszufinden, wie es zu öffnen war und schon bald schaute ich in das bodenlose Nichts, aus dem sich sein Inhalt zusammen setzte. Vor diese totale Schwärze schob sich, wie eine filmische einblende, ein Bild. Zunächst sehr blass und nicht zu entschlüsseln, später immer deutlicher, bis ich schließlich einen Wald vor mir sah. Vor mir tat sich eine kleine Lichtung auf, dicht von Bäumen umstellt und mit Laub und Gehölz bedeckt. In der Mitte dieser Lichtung brannte ein Lagerfeuer und das kleine Wesen, was um die Feuerstelle herumsprang, war unzweifelhaft der Waigs. Er hatte keine Beine und deshalb auch keine Kniegelenke, was seine Hüpfer wie eine Computersimulation wirken ließ. Seine kleine rote Nase wippte zusammen mit dem Bommel seiner Mütze im Takt. Mit einer Mischung aus Unglauben und Belustigung hörte ich das kleine Lied, was er anstimmte und was mir aus einem anderen Kontext bekannt war: „Heute brau* ich, morgen back ich, übermorgen behalte ich Claudias Website! Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich in die Kiste...“ In diesem Moment blickte er direkt in meine Richtung. „Wenn du jetzt glaubst, dass du auf diese lächerliche Art und Weise meinen Namen erfährst, hast du dich geschnitten...“ „Das brauche ich auch nicht!“, sagte ich. „Ha!“, machte da der Waig. „Du wirst aber deine Website niemals wiederbekommen, wenn du die Frage nicht beantwortest.“ „Keine Angst, ich werde die Frage beantworten! Eigentlich muss dir klar sein, dass ich nun, in diesem Moment das Rätsel bereits gelöst habe. Das Fragewort wo, hat immer einen Ort zum Ziel und deshalb kann die Antwort nur „Im Köstchen sein! Und nun gib mir meine Webadresse zurück!“ „Falsch!“ Der Waig sprang auf und ab und ließ seine Nase wackeln. „Falsch! Falsch! Falsch! Damit behalte ich deine Adresse und werde sie an den Meistbietenden versteigern.“ Ich kam nicht einmal dazu, mit dem Wesen zu diskutieren. Das Bild verschwand im Nichts und ich blickte erneut in die Finsternis, die wieder den Innenraum der Holzschatulle ausfüllte. Und wie von Geisterhand schnappte der Deckel zurück. Was soll ich dir sagen, liebe Leserin? Die Ratlosigkeit, der Zorn und meine Verletztheit von so einer Kreatur (einem Wesen, das ich bis zu diesem Zeitpunkt in keiner Weise für meinen Roman vorgesehen hatte) auf eine so hinterhältige Art hinters Licht geführt worden zu sein, sitzt wie ein Stachel in meiner Seele. Ich merke jedoch, dass nun, wo ich diese Geschichte noch einmal für dich aufschreibe, eine Idee in mir reift. Ich sehe einen Menschen, der das Problem auf eine kreative Weise aus der Welt schaffen könnte. Ich muss ihn aber noch einweihen und werde dir auch nicht verraten, um wen es sich handelt. Nur so viel: Die Weihnachtsgeschichte nähert sich dem Finale und am Donnerstag wirst du auf meiner Website den Ausgang erfahren. In diesem Sinne wünsche ich dir eine besinnliche vierte Vorweihnachtswoche und ich hoffe, du bist genauso gespannt, wie die Geschichte endet, wie ich es bin. Deine Claudia



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