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Claudias Welt - Spiel 21, Teil 19: Rückkehr

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 13. Dez. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Aug. 2023

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„Wir haben Braal verloren!“ Du schreist in die Nebelwand hinein, unfähig, mehr als die Umrisse deiner Gefährten wahrzunehmen. „Brüll doch nicht so!“ Gili scheint aus dem Schlaf gerissen worden zu sein und der Unmut darüber ist deutlich aus ihrer Stimme heraus zu hören.

„Was heißt, wir haben Braal verloren? Kannst du dich nicht mal präziser Ausdrücken? Schließlich kann ich in diesem Nebel deine Gedanken nicht lesen.“

„Das liegt nicht am Dunst, sondern an der Zwischenwelt“, wird Haaluh von Scharloop belehrt. „Hier können nur Scharluthen Gedanken lesen.“

„Warum?“, will Gili wissen.

„Darum!“, antwortet der Sen. „Außerdem möchte ich Euch bitten, mich nicht mehr anzulügen.“

„Wer hat hier gelogen?“, empört sich Haaluh.

„Euer Freund, der zum Glück über Bord gegangen ist, bevor er sich in eine ekelige, schleimige Masse auflösen konnte, war ein Las. Ihr habt wirklich Glück, dass ich heute in guter Stimmung bin und ich außerdem meinen Auftrag sehr ernst nehme. Sonst hätte ich euch allesamt aus meinem Boot geschmissen. Ich bin es wirklich leid, ein jedes Mal zwei Wochen lang die Planken zu desinfizieren, nur weil es diese Trottel von Las nicht unter ihre Melone bekommen, dass sie nicht in die Zwischenwelt reisen dürfen.“

„Aber das haben wir doch nicht gewusst!“ Nun ist es Gili, aus deren Worte die Empörung drängt. „Außerdem haben wir nicht gelogen, wir haben nur die Wahrheit verschwiegen.“

Langsam lichtete sich der Schleier und gibt die Sicht auf den Hars und das kleine Mädchen frei. Hinter ihnen deuten sich die Umrisse des Rudermannes an. Das Ufer ist jedoch tief im Dunst verborgen. „Braal ist nicht aus dem Boot gefallen“, sagst du. „Es sah aus, als wurde er gestoßen. Wollen wir nicht beidrehen und ihm helfen?“

„Das werden wir nicht tun!“, hörst du die Stimme des Sen aus dem Nebel. „Ich habe den Auftrag dich ans andere Ufer zu bringen, ihr habt euch entschieden, dass ich das und somit ist es besiegelt.“

„Außerdem ist er schon vom See gefressen worden!“ Du kannst nun wieder Gili in ihre Telleraugen blicken. Sie sind weit aufgerissen uns sehen dich vorwurfsvoll an.

„Wieso gefressen? Ein See kann niemanden fressen. Man kann in ihm höchstens ertrinken, wenn man nicht schwimmen kann. Aber Braal kann doch wohl schwimmen, sonst hätte er das vorhin doch gesagt?“

Eigentlich ist dir die Reaktion deiner Begleiter schon von vorneherein klar: Gili verdreht ihre Augen und Haaluh unterstreicht mit einem Grunzen seine Unbill.

„Der See selbst hat freundlicherweise den Las noch vor dem Übertritt aus meinem Boot geworfen, bevor er geplatzt ist. Ich gehe davon aus, dass er sich noch an meine Flüche erinnert. Die Las ergeben wirklich hässliche Flecken auf dem Holz, die jenseits der Zwischenwelt furchtbar stinken. Ich habe das Boot gerade erst von der letzten Sauerei befreit.“

„Wie soll denn ein See...“

„Still!“ Scharloop spuckt dir das Wort beinahe entgegen. Mittlerweile habt ihr die Nebelwand passiert und der Sen ist wieder zu erkennen. Auch das Ufer zeichnet sich deutlich vor euch ab und nähert sich mit jedem Paddelschlag. „Fordere den See nicht heraus!“ Du hörst dem Sen kaum zu. Es liegt etwas in der Atmosphäre, was dich irritiert, aber du kannst es nicht greifen. Vielleicht liegt es daran, dass sich urplötzlich eine schwere Dämmerung auf die Welt gelegt hatte, die auf der anderen Seite des Sees noch viele Stunden entfernt schien. Vielleicht ist es der regungslose Halbmond, der sich durch das Geäst des Waldes zwängt, an den der See grenzte. Möglicherweise ist es aber auch das eigenartig, köchelnde Blubbern des Sees, das nicht von der Ruderarbeit des Sens herrührt.

Die Geräusche des Gehölzes dringen wie ein unheilvolles Rufen und Klagen zu euch herüber. Die Luft hängt feucht und schwer über euren Häuptern, ist aber völlig geruchslos. Die Atmosphäre dieser Umgebung kommt dir bekannt vor, aber du kannst sie nicht einordnen.

„So!“ Noch in Gedanken hörst du den Ausruf des Sen. „Wir sind da. Ich wünsche euch noch einen schönen Weg.“

„Kommst du denn nicht mit?“, will Gili wissen.

„Natürlich nicht!“, sagt Scharloop.

„Aber du willst mich doch zum Professor bringen“, sagst du und bekämpfst wieder einmal die Ungeduld, die sich in dir breit machen möchte. Wenn an diesem Ort überhaupt etwas sicher ist, ist es die Unberechenbarkeit seiner Bewohner. Du willst dich nicht darüber aufregen, sondern deine Energie für andere Dinge aufsparen.

„Aber das habe ich doch!“

„Also, ich sehe keinen Professor!“, stellt Haaluh fest.

„Na, auf den Weg in den Turm müsst ihr euch schon alleine begeben.“

„Aber wo ist der Turm denn?“, fragst du und musst an den Turm denken, der erst vor weniger Zeit dir zu beginn der Reise als Ziel zur Auswahl stand. War der Professor etwa in diesem Turm? Hättest du dir das Chaos mit deinen Begleitern ersparen können?

Du hörst, wie die Scharluthe hinter dir kichert, das bösartige Ding.

„Woher soll ich das wissen? Ich fahre auf dem See hin und her und wenn ich keine Lust mehr habe, gehe ich nach Hause und brate mir einen Storch.“

„Warum einen Storch? Der schmeckt doch gar nicht!“

„Woher willst du das denn wissen?“, fragt Haaluh.

„Er hat es mir gesagt.“

„Natürlich hat er es dir gesagt!“, sagt Haaluh. „Ich würde auch sagen, dass ich nicht schmecke, wenn man mich braten will.“

„Das tut jetzt doch nichts zur Sache!“ Deine Stimme klingt genervter, als du beabsichtigst. „Überlegt lieber, wie wir zum Turm kommen.“

„Am besten, ihr geht einfach durch den Wald“, schlägt der Sen vor. „Wenn der Turm will, dass ihr zu ihm gelangt, dann kommt ihr so oder so auf ihn zu, egal in welche Richtung ihr ...“

Scharloops verstummt abrupt. Seine Augen weiten sich. Das Blut weicht aus seinem Gesicht und tropft, während es sich zurückzieht, aus seinen Mundwinkeln. Sein Kopf neigt sich bedächtig und du folgst seinem Blick, bis er auf höhe seines Herzens verbleibt. Aus seinem Brustkorb ragen die Überreste einer Hand. Die Knochen schimmern tiefrot und sämige Tropfen fallen auf das frisch gebohnerte Holz des Bootes. Sie leuchten im Mondlicht wie Rubine. Als die Hand wieder verschwindet, bricht der Scharloop in sich zusammen. Hinter ihm steht ein Skelett mit einer Melone.

„Braal?“, ruft Gili. „Schön dich zu sehen! Geht es dir gut?“

Das Skelett öffnet seinen Kiefer und eine fiepsende Stimme dringt von irgendwo aus den vielen Hohlräumen. Sie will nicht so ganz zu der düsteren Erscheinung passen: „Ist er tot?“

„Sieht so aus!“, beantwortet Haaluh die Frage eurer ehemals lebendigen Begleitung.

Das Skelett steigt über den verblichenen Sen und klettert aus dem Boot und landet klappernd am Ufer. „Wisst ihr, wer gleich ebenso tot sein wird?“, fragt er, während er mit ausgestreckten Armen auf euch zusteuert.

„Nee!“, Gili beäugt ihn neugierig. „Wer denn?“

„Oh Mann, Gili!“ Haaluh wippt aufgeregt mit seinem Haupthaar. „Die Frage kann nur rhetorisch gemeint sein.“

„Versteh‘ ich nicht!“

„Verdammt noch mal! LAUF!“


Was machst du nun?

Denkst du,

a) laufen ist eine gute Idee.

Oder

b) vielleicht solltest du mit den Überresten von Braal sprechen. Möglicherweise braucht er Hilfe oder weiß zumindest, wo sich der Turm befindet.


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