Claudias Welt - Spiel 21, Teil 18
- claudia_roman

- 5. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Aug. 2023
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Bild: Franz26/Pixabay, Bearbeitet: Claudia Roman
Es muss dein Rückenmark sein, das es dir ermöglicht, ein Bein vor das andere zu setzen und in das Boot zu klettern. So fühlst du dich: Wie eine Marionette, die durch die Fäden eines vegetativen Automatismus gesteuert werden.
„So“, sagt Scharloop, nachdem ihr die Schwimmwesten angelegt habt. „Und jetzt stellt ihr euch doch mal vor. Ich nehme ja nicht jeden mit!“
„Wen nehmst du denn nicht mit?“, fragt Gili.
„Wen nimmst du denn nicht mit?“, wird sie von Braal berichtigt. Es klingt beinahe wie ein Aussagesatz, doch es scheint dem La einfach nicht möglich zu sein, am Satzende die Stimme zu senken.
Sharloop geht auf die Frage ein: „
Die machen nur ärger und sauen alles ein. Außerdem reagiere ich allergisch auf Fragen.“
Obwohl es dir ganz und gar unmöglich erscheint, weiten sich Gilis Telleraugen. „Aber wir haben dich doch gerade mehrfach gefragt. Da hast du weder geniest noch rote Flecken im Gesicht bekommen.“
„Ich glaube“, versuchst du eine Interpretation, „das war eine Metapher. Er wollte eigentlich sagen, dass er die Las und ihre Art zu kommunizieren nicht mag. Hab ich recht?“
„Und?“ Scharloop geht nicht auf deine Frage ein. „Wer seid ihr nun und was ist euer Auftrag?“
„Ich bin Gili und zur Hälfte eine Mes. Ich will nach Hause, um meinem Dorf den Menschen und die Scharluthe zu zeigen.“
„Ich bin Haaluh und suche-“
„- lass mich raten! Du bist ein Hars und suchst eine Ente!“
„Woher weißt du das?“, fragt Braal und erntet einen bösen Blick von Gili.
„Das hat doch Haaluh vorhin dem Sen gesagt, als es um den Umweg durch die Zwischenwelt geht!“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Du siehst, wie sich Scharloops Augenbrauen zusammen ziehen, doch bevor er seine Skepsis ausdrücken kann entgegnest du: „Und ich bin -“
„- lass mich raten! Du bist ein Mensch mit einer Scharluthe und suchst den Professor!“
„Woher weißt du das?“, fragst du irritiert. „Ja, woher weißt du das?“, fragt auch Gili, „darüber haben wir gar nicht gesprochen.“
Braal schweigt, was in Anbetracht der Situation keine schlechte Entscheidung ist.„ Es ist mein Auftrag. Ich soll einen Menschen, mit einer Scharuthe zum Professor bringen, obwohl es, wenn ich ehrlich bin, nicht der kürzeste Weg ist.“
„Und was wäre der kürzeste Weg?“, willst du wissen. Das ist die Frage, die sich durch den Orkan kämpfen konnte, der gerade durch Kopf wütet. Von wem wurde Scharloop beauftragt? Was weiß er über den Aufenthaltsort des Professors? Ist der Professor in dieser seltsamen Zwischenwelt? Warum hat der Sen nicht sofort von seinem Auftrag erzählt und warum sind alle Wesen, denen du hier begegnest so verdammt durchgeknallt?
Aus den Augenwinkeln siehst du Haaluh den Kopf schütteln. Natürlich hat er wieder deine Gedanken gelesen. Vielleicht glitt diese Geste aber auch Gili, die umständlich versucht dem Hars die Schwimmweste über sein Haupt zu ziehen.
„Das kann ich dir nicht sagen, ich weiß nur, dass ein Weg über die Zwischenwelt in aller Regel ein gewaltiger Umweg ist“, sagt Scharloop. „Seid ihr nun fertig? Kann ich ablegen?“
Tatsächlich hat nun auch Haaluh die Schwimmweste mit Gilis Hilfe über seine Haarpracht gezogen. Das erste Mal werden die Konturen seines Körpers sichtbar, verrieten aber keine Besonderheiten. Dich hätte nicht verwundert, wenn nun seine eng anliegende Frisur eine zweite Nase oder ein drittes Ohr offenbart hätten, aber das war nicht der Fall.
Das Boot hat drei Sitzreihen. Du hast dich zusammen mit Braal in Fahrtrichtung platziert und euch gegenüber sitzt Gili und Haaluh.
Dahinter, neben der Sitzreihe am Bug, befindet sich das Ruderlager. Dort bewegt Scharloop die Paddel mit fließenden Bewegungen. Die Ruderblätter, die er immer wieder in das schwarze Wasser tauchen, verursachen ein gleichmäßiges Plätschern. Das Boot schaukelt sanft und du nimmst leicht blumiger Geruch wahr. Du vermutest, dass er von irgendwelchen Pflanzen zu euch herüberzieht, die am Ufer wachsen. Dein Arm berührt den spinnenhaften Körper von Braal und du spürst, wie seine Wärme langsam durch deine Jacke dringt. Du siehst, wie Gilis Telleraugen kleiner werden und schließlich ihren Halt verliert und ihr Kopf gegen Haaluhs Schulter fällt. Eigentlich ist es der Oberarm, denkst du, aber es ist ein unwichtiger Gedanke. Wie Scharloop mit hypnotischer Gleichmäßigkeit euch zu der Mitte des Sees führt, ist er der Fährmann, der dich in den zeitlosen Zustand eines tiefen Schlafes führen möchte. In dieser Gestimmtheit, im Zustandswechsel deiner Gehirnströme, weder wach, noch bewusstlos, siehst du blaue Nebelschwaden aus dem See steigen. Sie bauen sich auf, wie eine Wand und wirken auch beinahe so undurchdringlich.
So erwartest du fast, dass das Boot an dieser Nebelwand abprallt, wie von festem Mauerwerk und bist beinahe verwundert, dass es erst euren Fährmann und dann Gili und Haaluh verschluckt und weiter über die Planken zu euren Füßen kriecht. Doch während deine Beine langsam im Nebel verschwinden, siehst du, wie Braal von einer unsichtbaren Kraft gepackt und über Bord geworfen wird. Einen kurzen Moment empfindest du Verwunderung darüber, dass selbst der Schrei des Las nach einer Frage klingt.
Normalerweise, würde ich dich jetzt wählen lassen, ob du versuchst, deinen Gefährten zu packen, um ihn zurück ins Boot zu ziehen oder ob du dich nicht mit dieser unsichtbaren Kraft anlegen möchtest und dem Schicksal seinen Lauf lässt.
Leider haben wir aber keine Zeit mehr und so kannst du dich nächste Woche vom Fortgang der Geschichte überraschen lassen.






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