Claudias Welt - Spiel 21, Teil 13: Die Brücke ist blau!
- claudia_roman

- 22. Aug. 2021
- 5 Min. Lesezeit

Nach einer kurzen Weile intensiven Nachdenkens, beschließt du, deinen Weg zusammen mit deinen drei Freunden fortzusetzen. Es ist dir zwar nicht geheuer, aber mittlerweile hast du verstanden, dass diese Welt nach anderen Gesetzen funktioniert, wenn auch nicht immer ersichtlich ist, nach welchen.
„Das ist eine weise Entscheidung“, hörst du Haaluh ausrufen. „Schließlich habe ich nicht angeboten, dass ich einen Sen mit suchen werde. Mich interessiert lediglich, ...“
„...ja,ja!“ Du winkst ab. „Ich hab’s schon verstanden, du suchst nur eine Ente.“
„Ich suche nicht nur eine Ente, ich suche die Ente. Das ist ein Unterschied.
Moment!
Wohin willst du jetzt?“
„Wieso fragst du? Das solltest du doch aus meinen Gedanken gelesen haben!“
„Das habe ich auch. Ich frage mich nur, wohin du jetzt gehen willst, ohne mich mitzunehmen?“
Du überlegst, ob du auf diese Frage antworten sollst, hältst es aber für überflüssig, den Dialog künstlich in die Länge zu ziehen. Stattdessen forderst du den Har mit einer Handbewegung auf, dich zu begleiten.
„Schau mal, Großvater! Ein Har!“ Gili hatte sich ausgelassen um sich selbst gedreht und euch dabei entdeckt. „Und, wie witzig! Er hat auch einen Menschen mit einer Scharluthe gefunden.“
„Red nicht so einen Unfug!“, ermahnt sie Nihaar. „Menschen mit Scharluthen laufen nicht einfach in Scharen durch die Gegend.“
„Könnte es sein, dass es derselbe Mensch ist?“, fragt Braal und du hebst bestätigend deinen Arm. „Hallo, Nihaar und Gili! Hallo Braal!, rufst du ihnen entgegen und als du so weit zu der Gruppe aufgeschlossen bist, dass du deine Stimme senken kannst: „Das ist Haaluh! Er sucht eine Ente.“
„Natürlich sucht er eine Ente! Er ist ein Har!“
„Jetzt beeilt euch! Wir haben nicht mehr viel Zeit!“ Nihaar deutet auf die Brücke, die über einen winzigen Graben führt, der sich zwischen zwei Anhebungen schlängelt.
„Ohje!“, ruft Haaluh aus. „Das könnte böse enden.“
„Ganz böse!“, bestätigt ihn Gili.
„Sollten wir uns nicht langsam in Bewegung setzen, bevor es zu spät ist?“, war Braals beitrag zur Situation.
„Für was zu spät ist?“, fragst du, um dich im selben Moment darüber zu ärgern.
„Na, um über die blaue Brücke zu gehen!“, erhältst du von Gili genau die unsinnig unzureichende Antworten, die du erwartet hast.
„Was hat der Mensch gesagt?“ Zum Glück hat Gili nicht die Absicht die Frage ihres Großvaters zu beantworten, was mit Sicherheit wieder zu seiner gefährlichen Erheiterung geführt hätte. „Wir sollten auf gar keinen Fall noch länger warten.“, sagt sie stattdessen.
Ihr habt nun die Brücke erreicht. Einige Stufen führen zur Überführung empor, die auf Stelzen ungefähr einen halben Meter über das Flüsslein gehalten wird. Es durchmisst keinesfalls mehr als dreißig Zentimeter und das klare Wasser lässt auch an seiner tiefsten Stelle seinen steinigen Grund durchschimmern. Die Brücke ist an dieser Stelle so sinnvoll, wie eine Leiter, die einem Fußgänger über die Bordsteinkante hilft. Trotz ihrer Überflüssigkeit schimmert das blaulackierte Holz einladend in der Sonne.
„Wir sollten auf keinen Fall noch länger warten!“ Nihaar war stehen geblieben und sieht die anderen auffordernd an.
„Ich bin ganz deiner Meinung!“, wird er von Haaluh unterstützt.
„Jede Sekunde, die wir warten könnte fatale Folgen haben!“ Wieder kommt die Warnung von Gilis Großvater und seine Enkelin nickt bestätigend.
„Wer geht als Erster?“, fragt Braal.
„Der Alteste!“, bestimmt Gili.
„Die Jüngste!“, widerspricht Nihaar.
„Ich werde gehen!“, hebt Haaluh seine Stimme und wippt auf der Stelle, so dass sich seine Mähne wie ein Leinentuch von seiner Kopfhaut löst. Er wird belohnt durch ein anerkennendes „Oh“ von Gili und ihrem Opa. Auch Braal stößt einen Bewunderungslaut aus, obwohl der eher nach einer Frage klingt.
Haaluh rafft sein Haar vom Boden und steigt die wenigen Stufen zum Übergang empor. Er braucht nur einen Schritt, dann ist er auf der anderen Seite und wird durch den begeisterten Applaus deiner Gefährten gefeiert.
„Jetzt ich!“, ruft Gili. „Versucht nicht, mich aufzuhalten.“
Niemand versucht das Mädchen aufzuhalten und nach wenigen Sekunden ist auch es, ganz nach deiner Erwartung, ohne Probleme auf der anderen Seite des Grabens angekommen.
„Ich hoffe, du bist mir nicht feind, wenn ich dir den Vortritt lasse?“ Der La richtet seine Frage an den Großvater, der mit besorgten Blick nickt und mit schweren Schritten die Stufen erklimmt. Seine Hände zittern, als er den Handlauf ergreift und dann passiert es:
Gerade, als er den ersten (und letzten) Schritt auf das Holz des Übergangs setzt, gerade als er das Bein hebt, um das andere Ende der Brücke zu erreichen, gerade als sich die angespannte Konzentration im Gesicht des Alten in Erleichterung umschlagen wollte, da wechselt die Farbe der Brücke und leuchtet in einem dunklen Grün.
Halluh hält sich seine Hände vors Gesicht. (Gut, wenn man es genau nehmen möchte, hält er sich seine Hände vor die Haare.) Gili sinkt schreiend zu Boden und wirft mit Armen und Beinen um sich. Aus den Augenwinkeln siehst du, wie Braal ein wenig in sich zusammenschrumpft und hinter dir kichert die Scharluthe.
„Was ist jetzt los?“, fragst du ein wenig verständnislos.
„Was los ist?“, fährt dich der La von der Seite an. „Siehst du nicht, dass die blaue Brücke jetzt grün geworden ist?“
„Ja, das sehe ich! Aber was ist daran jetzt so schlimm?“
Braal schüttelt den Kopf und hüpft an dir vorbei über den Graben. Dabei ist hüpfen nicht der richtige Ausdruck, denn im Grunde brauch er nicht einmal seinen Schritt verlängern um das Wasser zu überqueren.
„Oh, nein! Oh, nein!“, jammert Nihaar. Er ist wie eingefroren stehen geblieben. Sein linker Fuß baumelt immer noch in der Luft. Was mache ich denn nun?“
Ein wenig verzweifelt versuchst du herauszufinden, wie du die Situation einordnen musst und richtest deine Frage an den Har, der immer noch seine Hand vor das Gesicht unter seinen Haaren gepresst hält: „Was ist denn jetzt passiert? Hat die Brücke Nihaar verzaubert?“
„Was hat der Mensch gesagt?“, fragt der Alte, doch Gili windet sich immer noch über schreiend über den Boden, während Braal versucht, sie vergeblich wieder auf die Füße zu ziehen. Sie kann ihrem Großvater also nichts übersetzen und Haaluh macht keine Anstalten das für sie zu übernehmen. „Nihaar ist in Ordnung, nur kann er nicht mehr über die Brücke gehen.“
„Und warum nicht?“
Wieder schüttelt Braal den Kopf, als er dir mit einer Frage antwortet: „Hast du es nicht gesehen? Ist die Brücke blau oder grün?“
„Natürlich habe ich es gesehen, aber ich sehe nicht, worin das Problem besteht? Ist es nicht gleich, ob es sich um eine grüne oder eine blaue Brücke handelt? Eigentlich ist diese Brücke sowieso überflüssig.“
Niemand antwortet dir und da du die letzte Person deiner Reisegruppe bist, die den Graben noch nicht überquert hast, solltest du das nun ändern.
Das führt dich zu der nächsten Entscheidung:
Willst du
a) über die Brücke gehen und Nihaar ein wenig voranschubsen, damit ihr beide auf die andere Seite kommt oder
b) tust du es Braal nach und hüpfst über das Bächlein?
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Bild: Pawel Grzegorz/Pixabay






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