Claudias Welt - Spiel 21: Im Nichts

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Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

„Sie um eine heiße Schokolade zu bitten, wäre wohl zu vermessen?“ Die Frage rutscht unkontrolliert über deine Lippen und im selben Augenblick möchtest du dir auf die Zunge beißen. Hatte man dir nicht durch eine Jahre währende Sozialisation beigebracht, dich bei gastfreundlichen Angeboten an die Wahloptionen zu halten und abzulehnen, wenn die gewünschte Option nicht genannt wurde? Wie viele Standpauken hattest du als Kind wegen deines ungebührlich fordernden Verhaltens über dich ergehen lassen müssen, bis das gewünschte Benehmen sich langsam aber sicher zu einem Automatismus entwickelte? Und ausgerechnet in dieser ungewöhnlichen, fast unheimlichen Situation verlässt du den Weg der erlernten und dir vertrauten Konventionen. Oder vielleicht genau deshalb?

Es gibt keine Standpauke. Nicht einmal Stirn des Professors kräuselt sich missbilligend. Ganz im Gegenteil: Er grinst freundlich.

„Natürlich wäre das nicht vermessen! Allerdings ich habe hier nur einen Heißwasserkocher, Teebeutel und Instandkaffeepulver. Ich könnte natürlich einen Kakao aus der Kantine holen. Dazu müsste ich die Bibliothek verlassen, die Straße überqueren, mich in die Schlange einreihen, bezahlen und wieder zurückkehren. Wenn Sie darauf bestehen, werde ich das natürlich auf mich nehmen.“

Sehr elegant, denkst du und lenkst ein: „Kaffee ist völlig in Ordnung.“

„Sehr schön.“ Der Professor legt einige der vor ihm ausgebreiteten Blätterstapel, mit einer fast willkürlich anmutenden Beiläufigkeit aufeinander und schiebt sie dir entgegen. Dann erhebt er sich geräuschvoll seufzend und steuert auf eine Regalwand zu. Darauf steht ein Wasserkocher, eine Dose, vermutlich mit Instantkaffe und einige Packungen Tee. Auf der Borte darunter befinden sich schmucklose Porzellanbecher im Univesitätsstandard-Weiß. Das Waschbecken, das neben der Regalwand angebracht ist, fällt dir erst auf, als der Professor es nutzt, um den Wasserkocher zu befüllen. Nie zuvor hättest du gedacht, dass diese Nebenräume in der Bibliothek eine Waschgelegenheit haben könnten und es erinnert dich an deine Schulzeit, in der es in jedem Klassenraum auch ein Waschbecken gab.

„Sie können ja schon einmal einen kurzen Blick auf das Buch werfen, wenn Sie mögen.“

Du bist dir nicht sicher, ob du magst, aber du nimmst deiner Bedenken zum Trotz den Stapel auf deinen Schoß. Das Papier ist glatt und trocken, aber es kommt dir so vor als ob die