top of page

Figureninterview - Wattwandern mit dem Wesen

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 17. Apr. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

These der Woche: Religion ist auch für Hartgesottene nur die Spitze des Eisbergs.


ree

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay


Autorin: Na, da haben wir doch Glück mit dem Wetter gehabt, was? W: Wie man es nimmt. Ich finde es hier immer noch recht kühl. A: Das offene Meer braucht eben eine Weile, um sich aufzuwärmen. W: Ich sehe kein Meer. Wir haben Ebbe, sonst macht Wattwandern wohl keinen Sinn. A: Womit wir beim Thema wären. W: Sinn? Ich dachte, es geht um Religion. Und hatten wir das Thema nicht schon mal? A: Wieso wir? Ich hatte mit Claudia über Glauben und dem gelungenen Leben gesprochen. Das beinhaltet zwar auch einen religiösen Aspekt, ist aber nicht völlig deckungsgleich. Wie würdest du Glauben und Religion unterscheiden? W: Diese Antwort ist leicht zu beantworten. Religion ist der konstitutionelle Überbau, der Glaube die Substanz, die er einschließt. Also, wenn Religion eine Kirche wäre, ist der Glaube die Luft darin. A: Hmm. Ist das nicht etwas sehr verkürzt? W: Überhaupt nicht. Eigentlich ist mit dem Bild alles besprochen. A: Mich interessiert, ob ein Angehöriger einer Religionsgemeinschaft mit dieser Darstellung einverstanden wäre. W: Da musst du jemanden fragen, der Angehöriger einer Religionsgemeinschaft ist. Ich war bereits an allen Orten zu allen Zeiten, was zwangsläufig zu einem anderen Blick auf religiöse Ansichten führt. A: Ach, jetzt kommt die Leier! W: Was sind das für Hügel, die hier überall herumliegen. A: Wattwurmscheiße! Aber mal was anders. Was meinst du, was könnte mit der These der Woche gemeint sein. Wie muss man sie drehen, damit sie einen Sinn ergibt? W: Mit den Hartgesottenen könnten entweder fundamentalistische Anhänger einer Religion gemein sein oder knallharte Atheisten. Beide müssten erkennen, dass eine institutionelle Instanz, wie es Religionen zu sein pflegen, das eigentliche Phänomen nicht erklärt. A: Welches Phänomen? Die Existenz eines Schöpfers? W: Die Existenz eines Schöpfers wäre nur die Spitze des Eisberges. Es geht viel weiter. Ein allmächtiger Schöpfer wird weder durch die Mauern der Kirche noch durch den Glauben, der von diesen Mauern umschlossen ist, vollständig erfasst. Der Fundamentalist spürt das als mehr oder minder latenten Zweifel. Ich unterstelle, das sich diese Zerrissenheit in jeder denkenden Kreatur hin und wieder regt und nur durch gewaltsame Bemühungen zurückdrängen lässt. Für den Atheisten ist diese Überlegung Gewissheit. A: Moment mal! Was ist das dort am Horizont? Das sieht ja eigenartig aus. W: Könnte eine Eisscholle sein. A: In der Nordsee? Im April? W: Das offene Meer wärmt sich halt langsamer auf. A: Nein, das ist ganz unmöglich! W: Du hast ja keine Ahnung, was alles möglich ist. A: Jetzt komme mir bloß nicht mit deiner verschwurbelten Allwissenheit. W: Ich habe nie behauptet, ich sei allwissend. Dass man an allen Orten zu allen Zeiten war, bedeutet nicht, dass man unbegrenzte Macht hat. Dafür ist das, was wir erkennen können zu komplex, um alles richtig zu bewerten. Es ist, wie die Religion, nur die spitze des Eisbergs.

Kommentare


Frühstück
Mittag
Abendbrot
  • Twitter
  • Facebook
  • YouTube

©2019 Claudia Roman - Autorin. Erstellt mit Wix.com

bottom of page