Figureninterview – Mit Prof.Güldendorf bei den alten Völkern
- claudia_roman

- 7. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
These der Woche: Das Schicksal ist unwiderleglich unabdingbar.

Collage aus den Bildern von Sathish kumar Periyasamy,
Andrew Martin und MAKY_OREL auf Pixabay
Autorin: Guten Tag, Prof.Güldendorf. Ein frohes neues Jahr wünsche ich Ihnen.
Prof.Güldendorf: Was?
Ach, es ist ja die erste Woche im neuen Jahr bei Ihnen. Dann wünsche ich Ihnen selbstverständlich ein Selbiges.
Autorin: Was meinen Sie mit „bei Ihnen“? Neujahr bezieht sich doch auf den gesamten Globus.
Prof.Güldendorf: Da muss ich Ihnen leider widersprechen. Selbst wenn wir den Planeten Erde, den Sie ja mit Globus meinen, als alleinigen Bezugspunkt des menschlichen Lebens voraussetzen, ist so etwas wie ein Neujahrstag abhängig von allen möglichen Faktoren. Dieses Datum ist bei weitem keine naturwissenschaftliche Konstante, sondern ist eingebunden in einen gesellschaftlichen und oft religiösen Kontext. Es existieren in anderen Kulturen andere Neujahrstage. Nur, dass es einen Neujahrstag gibt und der für die Menschheit einen praktischen Nutzen besitzt, liegt an der Periodizität der Erdumlaufbahn um die Sonne. Der Tag selbst hingegen ist innerhalb dieses Zyklusses völlig willkürlich gewählt.
Autorin: Okay, da haben Sie einen Punkt. Allerdings sollte das nicht unbedingt unser Hauptthema sein.
Prof.Güldendorf: Wissen Sie, was interessant ist? Die Alten Völker selbst, hatten keinen Neujahrstag. Allerdings wurde vor dem schrecklichen Krieg, alles mögliche ausgiebig gefeiert.
Es gab, wie Sie wissen, fünf Königreiche und die Krönung eines jedes einzelnen Königs wurde in der gesamten Welt fünf Tage und Nächte gefeiert. Jedes dieser Feste leitete eine andere Zeiteinteilung ein.
Autorin: Das verstehe ich nicht. Wenn ich annehme, dass fünf Könige innerhalb einer kurzen Zeit gekrönt wurden, dann kann es Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern, bis es wieder einen neuen König gibt.
Prof.Güldendorf: Sie gehen davon aus, dass es in der Welt der Alten Völker eine Vorstellung von einem Jahreszyklus gab. Das war nicht der Fall.
Autorin: Aber auf irgendeine Zeiteinteilung müssen wir uns doch verständigen, sonst hat dieses Gespräch keinen Sinn!
Prof.Güldendorf: Dann lassen Sie es uns mit dem Generationenbegriff versuchen. Es könnte zwar immer noch sein, dass sich die durchschnittliche Lebensspanne einer Generation bei den Alten Völkern von dem unterscheidet, was Sie als normal ansehen, aber ich glaube, das können wir hier vernachlässigen. Die kleinste Zeiteinheit stellten die Tages und Nachtzyklen dar, die aber keinem Naturgesetz folgten und auch kaum vorhersehbar waren.
Darüber hinaus dürfen Sie nicht übersehen, dass die Einteilung von Zeitabschnitten innerhalb eines irdischen Jahres mehrere Vorteile hat. Das Wetter, die Vegetation und sogar der menschliche Stoffwechsel bieten im Laufe eines Jahres die Basis für Berechnungen und Vorhersagen, die für den Erhalt der Lebensgrundlage wichtig sind. Dann gibt es noch einen psychologischen Nutzen, der mit dem verlässlichen Wiederkehren von Jahreszeiten und Festen zu tun hat und einen Grundpfeiler für Kultur und Gesellschaft darstellt. Als letztes sei noch erwähnt, dass mit einer globalen Zeitrechnung auch die Kommunikation, der Handel und andere zivilisatorische Fortschritte erst möglich wurden.
Das alles gibt es bei den Alten Völkern nicht. Diese Welt war bis zu ihrem plötzlichen Verfall in jeder Hinsicht stabil. Die Zeiteinteilung in Generationen war mehr als ausreichend. Zumal es niemals vorkam, dass ein Regent tatsächlich bis zu seinem Tod im Amt blieb. Dafür hatte der Ruhestand zu viele Vorteile.
Autorin: Das ist alles furchtbar interessant und vielleicht möchten Sie uns in Ihrer Rubrik noch ein wenig mehr über die Alten Völker erzählen, aber ich befürchte, heute läuft uns die Zeit davon. Ich habe Donnerstag den Abgabetermin und bis dahin muss das Interview fertig sein.
Prof.Güldendorf: Wie schade! Ich habe das Gefühl, ich hab gerade erst angefangen.
Autorin: Und wir haben noch nicht einmal die These der Woche besprochen, aber ich nehme die Pflege meiner Website sehr ernst. Somit ist es wohl ein unabdingbares Schicksal, dass wir das Gespräch nun beenden werden.






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