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Figureninterview mit Prof. Güldendorf auf dem Jahrmarkt

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 2. Okt. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Mai 2022

Die These der Woche ist: Schwiegereltern sind in anderen Kulturkreisen fragwürdig.


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Bild von Ego Artz auf Pixabay



Autorin: Hallo! Professor Güldendorf! Hier bin ich! Hier drüben bei der Drehorgel!


Güldendorf: Himmel, was für ein Krach hier!


A: Schön, nicht?


G: Überhaupt nicht. Ich bin leicht reizüberflutetet.


A: Ich ja im Grunde auch, aber Kramermarkt hat schon was. Dieser Duft nach Zuckerwatte und gebrannten Mandeln, das Stimmgewirr, die Musik und das Hupen der Fahrgeschäfte. Das Hupen mag ich am liebsten.


G: Und niemand hält sich an die Abstandsregeln.


A: Ich hab mir die Szene jetzt so ausgedacht, als ob es Corona einfach nicht gibt.


G: Was für eine Reallitätsflucht.


A: Dass meine Bücher nicht viel mit der Realität gemeinsam haben, ist Ihnen aber schon aufgefallen, oder?


G: Dafür war Ihnen bei dem Figureninterview im Waschsalon, die Maskenpflicht erstaunlich wichtig.


A: Das passte halt zur Dramaturgie. Wollen wir einmal rumgehen, dann eine Bratwurst essen und dann in die Geisterbahn.


G: Ich gehe ganz gewiss nicht in die Geisterbahn.


A: Ins Riesenrad?


G: Das schon eher. Ich bin es gewohnt aus großer Höhe das Chaos zu überblicken.

Wie ist eigentlich das Thema, über das wir reden wollen.


A: Die These der Woche ist diesmal äußerst interessant. Es geht um fremde Kulturen und Schwiegereltern.


G: Das Kind vor mir schlägt mir ständig seinen Luftballon ins Gesicht. Müssen die Leute unbedingt ihre Blagen in diese Sphäre mitnehmen?


A: Das Kind schlägt gar nichts. Der Wind steht nur ungünstig und natürlich müssen die Leute. Es ist Kramermarkt. Das ist für die Kids, neben Weihnachten und Geburtstag, die aufregendste Zeit im Jahr. Sie waren wohl niemals Kind, was?


G: Was für eine überflüssige Frage! Sie als meine Autorin wissen natürlich, dass ich niemals Kind war.


A: Aber Sie waren verheiratet!


G: Mit Nichten! Ich bin immer noch verheiratet. Wir leben nur getrennt. Zwangsweise.


A: Wenn man das unter diesem Aspekt behandelt, sind Sie ein vorzüglicher Interviewpartner für die aktuelle These der Woche: Sie müssen kommen aus einem anderen Kulturkreis und es liegt in der Natur der Dinge, dass Sie durch ihre Heirat auch in den Genuss von Schwiegereltern gekommen sind. Nun müssen wir noch klären, was es mit der Fragwürdigkeit auf sich hat. Also wie definieren wir den Begriff „fragwürdig“ in diesem Zusammenhang?


G: Das weiß ich nicht. Meine Geschichte hatte keine Verwendung für die Eltern meiner Frau. Sie wurden nicht erwähnt, also weiß ich auch nichts über ihre Existenz. Vielleicht sollten Sie sich darüber Gedanken machen, dann kann ich Ihnen darüber auch etwas erzählen.


A: Schauen Sie mal die Achterbahn. Wollen wir da...


G: Auf gar keinen Fall. Aber ich habe nichts gegen ein paar Lose einzuwenden.


A: Die verlosen doch nur chinesischen Plastikmüll.


G: Kennen Sie noch diese Schiebespiele, in der man Zahlen in die richtige Reihenfolge bringen muss? Ich habe die Dinger als Kind geliebt.


A: ICH habe die Dinger als Kind geliebt!


G: Sehen Sie! Sie haben einfach Ihre Erinnerung auf mich übertragen. Wie bereits angemerkt, ich hatte keine Kindheit. Jetzt denken Sie sich einfach etwas aus, was ich mit meinen Schwiegereltern durchlebte, ob ich sie für fragwürdig oder des Fragens würdig fand und welchen Stellenwert sie bei den alten Völkern hatten. Dann erhalten Sie von mir auch eine Antwort.


A: Darüber muss ich mir noch einmal Gedanken machen.


G: Tun Sie das.


A: Wollen wir in der Zwischenzeit ins Riesenrad?


G: Sehr gerne.




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