Figureninterview mit Margarethe Walther
- claudia_roman

- 29. Nov. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Ich freue mich besonders, dass heute die bekannte Malerin, Bildhauerin und Bühnenbildnerin Margarethe Walther bei uns zu Gast ist.
Autorin: Es ist zweifelsohne eine Ehre, Sie zu diesem Gespräch begrüßen zu können. Es ist nicht einfach, sie zu einem Interview zu bewegen. Sie gelten als sehr zurückgezogen.
Margarethe: Versauen Sie es nicht. meine Liebe-
Autorin: Woran liegt das?
Margarethe: Woran liegt was?
Autorin: Die Menschenscheue, die Ihnen nachgesagt wird.
Margarethe: Ich bin überhaupt nicht menschenscheu. Woher kommt bloß immer dieser Unfug? Sagen Sie jetzt nicht, Sie haben diesen Käse aus dem „Art Observer“.
Autorin: Wenn ich ehrlich bin...
Margarethe: Wusste ich es doch! Erstaunlich, was die Penner aus der sogenannten Fachjournalie über mich zu sagen haben. Dabei ist das letzte Gespräch mit denen 25 Jahre her.
Autorin: Vor 25 Jahren? War das nicht genau die Zeit, in der das Unglück geschah?
Margarethe: Ja, aber das Interview fand statt, bevor ich meinen Sohn getötet habe?
Autorin: Ich wollte dieses Thema umschiffen und mich mehr auf ihre Arbeit konzentrieren.
Margarethe: Das ist nett, aber unnötig. Mir ist bewusst, dass genau dieser Punkt meines Lebens weiterhin im Zentrum des öffentlichen Interesses steht. Es gibt kaum jemanden in diesem Land, der keine Meinung dazu hat. Mich schockiert oder traumatisiert da nichts mehr. Ich habe im Übrigen ausreichend Therapieerfahrung, um auf diese Sache mit einem gewissen Abstand zu schauen.
Aber um zurück auf Ihre Frage zu kommen: Der „Observer“ trat vor dem – Wie nannten Sie es? – Unglück auf mich zu. Ich hatte einen Auftrag einer befreundeten .Filmproduzentin erhalten. Ich hatte hierfür ein neues Verfahren entwickelt und der Observer plante, diese Techniken der Öffentlichkeit vorstellen. Letztendlich war die Dame, die mich befragen sollte, jedoch mehr an meinem Verhältnis zu den wütenden Tierschützern interessiert als an handwerklichen Fragen.
Autorin: Das wundert Sie? Ihre Kunst und Ihr Auftreten waren schon immer äußerst polarisierend.
Margarethe: Was mich wunderte, war die Ausschließlichkeit, mit der sie sich auf Boulevardthemen fokussierte. Ich fand das höchst unprofessionell und wird dem Anspruch, dem man dieser Zeitung nachsagt, nicht gerecht. Ich habe daraufhin beschlossen, nicht mehr mit dem Observer zusammenzuarbeiten und überhaupt, meine öffentlichen Auftritte genauestens zu prüfen.
Autorin: Was waren das für neue Techniken, die Sie für das Filmprojekt entwickelt hatten?
Margarethe: Oh, gestatten Sie mir, dazu ein wenig tiefer in die Kunst der Plastination einzudringen.
Autorin: Wie wir alle wissen, besteht ein Teil ihrer Arbeit aus organischen Präparaten, die sie durch ein besonderes Verfahren konservieren.
Margarethe: Am liebsten arbeite ich mit Rindern, die ich selbst auf meinem Hof heranziehe. Dort habe ich die Gewissheit, dass die Tiere bis zu ihrem Ende ein würdevolles Leben haben. Ich betreibe keine Milchwirtschaft, was bedeutet, meine Kühe müssen nicht jedes Jahr kalben und ihnen wird nicht der Nachwuchs entrissen. Sie bekommen ausschließlich Weidegras zu fressen und es wird kein Kraftfutter zugesetzt. Dadurch wirken meine Tiere schmaler als ihre Artgenossen, die wir im Normalfall auf den Wiesen vorfinden. Das liegt aber nicht daran, dass ich sie misshandle, wie man mir vorwirft, sondern, dass Rinder im Naturzustand halt genau so aussehen. Genauso wenig schlachte ich die Tiere ab, wie es die Öffentlichkeit gerne glauben möchte: Sie werden eingeschläfert. Es ist im Grunde ein recht unblutiger Prozess.
Autorin: Auf diesen Prozess bin ich jetzt gespannt.
Nächste Woche folgt der zweite Teil.






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