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Figureninterview - Mit Margarethe auf dem Campingplatz

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 3. Sept. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

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Bild: SanDraP/Pixabay


Autorin: Ich begrüße Sie, Frau Walther.


Margarethe: Hallo!


Autorin: Sie sehen nicht gerade glücklich aus.


Margarethe: Das kann man wohl sagen. Mir behagt diese Umgebung überhaupt nicht.


Autorin: Aber es ist hier doch total schön! Wir sitzen auf Campingstühlen und haben einen leckeren Kaffee in der Hand. Der Platz ist grün umwaldet und wir sind nur wenige Schritte von einem See entfernt. Die Sonne scheint, die Blumen duften, die Hummeln singen.


Margarethe: Die Hummeln singen?


Autorin: Oder die Vögel halt! Es ist hier jedenfalls sehr harmonisch.


Margarethe: Wenn man denn einen stinkenden Campingplatz vor einem See, der aus einer braunen Brühe besteht, denn harmonisch nennen möchte. Man sollte sich aber nicht vom Hordengebrüll entfesselter Jugendlicher, dem Gekreische ungezügelter Kinder und dem Genörgel unzufriedener Eheleute abschrecken lassen.


Autorin: Warum so negativ?


Margarethe: Ich mag keine Menschen und ich mag keinen Pissegestank.


Autorin: Es stinkt hier überhaupt nicht! Dass Sie keine positive Meinung zum Campen aufbringen können, haben wir verstanden. War das schon immer so?


Margarethe: Ich mochte Menschen noch nie, wenn es das ist, was Sie meinen.


Autorin: Nicht ganz. Haben Sie immer eine negative Einstellung zum Campen gehabt? Wie war das in ihrer Kindheit?


Margarethe: Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Campingurlaub gemacht und mir erschließt sich der Sinn dafür auch nicht. Man verlässt seine vertraute Umgebung und begibt sich in eine Situation eines künstlichen Mangels. Man lebt für einige Wochen in einem Armutszustand, in dem es keine Privatsphäre, eine knappe, umständliche Stromversorgung und dreckige Gemeinschaftstoiletten gibt. Was für uns eine Erholung darstellen soll, ist für viele Menschen auf der Welt eine Katastrophe. Was soll das?

Meine Eltern waren da zum Glück der gleichen Ansicht und haben mich nicht damit belästigt. Um kein falsches Bild zu erzeugen: Ich mag es gerne naturnah. Ihnen ist sicherlich bekannt, dass der Waltherhof schon seit Ewigkeiten im Familienbesitz ist. Ich und meine fünf Geschwister sind praktisch in der Natur groß geworden. Sie war unser Rückzugsort, gerade auch, wenn es zu Hause schwierig wurde.

Sie wissen ja, um die psychische Erkrankung meiner Mutter.


Autorin: Nicht genau. Es wird im „Zug der toten Kinder“ nur angedeutet.


Margarethe: Dann wollen wir es dabei belassen. Es geht ja heute nicht um Kindheitstraumata.


Autorin: Nun ja, man kann auf unsere These der Woche schon auf dieses Thema kommen. Die These lautet „Jugend ist letztlich mein Trost und Halt.“ Wenn man es vor dem persönlichen Hintergrund liest, kann sie nur wahr sein, wenn es in der Jugend genug Situationen gab, die bis ins Erwachsenenalter ein Gefühl der Stabilität erzeugen. Das ist bei schlechten Kindheitserinnerungen nicht der Fall.


Margarethe: Das „Letztlich“ ist interessant.


Autorin: Bitte?


Margarethe: Es besagt doch, dass man zu der These kommen muss, wenn gar nichts anderes funktioniert, oder? Also, wenn alles andere den Bach hinuntergeht, habe ich immer noch die Jugend (oder Gott oder Geld oder was auch immer), das mir Trost und Halt gibt. Das klingt, als würde man sich da etwas einreden, denn so unterkomplex ist die Welt nie.


Autorin: Mag sein. Es ist nur eine Aneinanderreihung von zufällig generierten Worten.

Es geht mir dabei nur, eine Gesprächsgrundlage zu finden, um meine Figuren dem Leser oder der Leserin näher vorzustellen.

Und das bringt mich zu einer kleinen Neuerung. Sie dürfen sich heute ein Musikstück wünschen, das ich, wenn es denn das Urheberrecht zulässt, unter diesem Interview verlinken möchte. Was halten sie davon?


Margarethe: Eine nette Idee, obwohl ich nicht glaube, dass mein Musikgeschmack dem der Mehrheit folgt.


Autorin: Das ist in diesem Fall kein Nachteil. Ich persönlich bin offen für neue Impulse.


Margarethe: Dann wünsche ich mir „Riding a blue car“ von Springtide. „Remixed and Reconstructed“ ist ein recht neues Album von diesem Künstler aus dem April 2021. Ein wunderschöner Track für den netten Feierabendwein auf der Couch, im Liegestuhl auf der Terrasse oder auf der Bank vor dem Haus.




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