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Figureninterview mit Jens Roman -November 2022

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 25. Nov. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

These des Monats: Demokratie ist tatsächlich existenzgefährdend



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Autorin: Ich heiße Sie zu unserem heutigen Gespräch herzlich Willkommen, Herr Jens Roman. Es freut mich, Sie zu diesem spannenden Thema bei mir zu haben.


Jens Roman: Guten Tag! Es freut mich auch sehr heute hier zu sein, denn Sie haben recht: Das Thema ist in der Tat spannend.


Collage aus den Bildern von Gerd Altmann und Jplenio auf Pixabay


Es ist so spannend, dass ich mich sogar vorbereitet habe. Wenn ich ehrlich bin, sagte mir der Begriff Demokratie überhaupt nichts. Nun allerdings weiß ich, dass eines ihrer alten Völker...


Autorin: Die alten Griechen!


Jens Roman: ...einen Begriff für ein Staatsvolk hatten, das auf einem Gebiet zusammenlebte. Allerdings nicht, wie es ja für uns normal ist auf verschiedenen Ebenen innerhalb einer Hohlkugel, sondern auf einer begrenzten Fläche, die sich demnach nicht so rasant ändert, wie es unsere Außenwelt tut. Sie nannten dieses Staatsvolk Demos und ermöglichten ihm, beziehungsweise einem auserwählten Kreis daraus, politische Teilhabe. Im Laufe der Zeit, durch viele Irrungen und Wirrungen hindurch, begleitet von Rückschlägen und abenteuerlichen Eskapaden wurde dieses System immer weiter verfeinert und den jeweiligen moralischen Grundüberzeugungen angepasst. Es ist in jedem Fall eine interessante Geschichte, die diese Staatsform hinter sich hat.


Autorin: Nun interessiert mich natürlich ihre Meinung. Was halten Sie von dieser Art der Staatenführung. Wo, denken Sie, liegt ihre Stärke und wo ihre Schwäche?


Jens Roman: Ich halte Sie in erster Linie für eine äußerst sympathische und dynamische Staatsform. Sie lebt von der Unterschiedlichkeit ihrer Akteure und ist gezwungen Streit auszuhalten und vielleicht sogar wertzuschätzen. Die Wertschätzung liegt in der Anerkennung von unterschiedlichen Lebensrealitäten und Perspektiven. Das kann ein großer Vorteil sein, wenn es um politische Stabilität geht. Menschen, die das Gefühl haben ihre Stimme wird zumindest gehört und sie dürfen ihre Meinung auch kundtun, sind seltener unzufrieden. Zufriedene Menschen haben, so ist meine Ansicht, nicht das Bedrüfniss das System, in dem sie leben per se zu hinterfragen.

Sie schütteln den Kopf? Ist das eine falsche Annahme?


Autorin: Nein, sie ist nicht ganz falsch. Aber sie übersieht einen wichtigen Aspekt. Natürlich kann Unzufriedenheit als Katalysator dienen, um ein System zu stürzen. Fragwürdig ist allerdings der Zusammenhang, dass das straffreie Kundtun seiner eigenen Ansichten, wir nennen das Meinungsfreiheit, automatisch zu einer Zufriedenheit und somit zur Stabilisierung des Staatssystems führt. Das ist zur Zeit wieder sehr stark zu spüren. Unsere Welt befindet sich aktuell auf vielen Ebenen in einer schwierigen Lage, die zum Teil ein schnelles Eingreifen und unpopuläre Entscheidungen verlangt. Einge politische Kräfte verwenden daraufhin ihre Meinungsfreiheit, um Lügen zu verbreiten und ihren Anhängern und Anhängerinnen den Widerspruch, der sich darauf regt, als Zensur zu verkaufen. Das ist eine gefährliche Entwicklung, die dem demokratischen Gedanken durchaus gefährlich werden könnte.


Jens Roman: Habe ich das richtig verstanden? Es gibt Strömungen in Ihrer Gesellschaft, die ihre Meinungsfreiheit dafür missbrauchen, anderen mitzuteilen, dass es keine Meinungsfreiheit gibt? Sie verwechseln also Zensur mit Widerspruch?


Autorin: Sehr vereinfacht gesagt. Die Sache ist wirklich sehr komplex, denn es gibt in der Tat Dinge, die dürfen nicht straffrei gesagt werden, nämlich dann, wenn sie die Würde und Integrität anderer Menschen und Menschengruppen verletzt.


Jens Roman: Ich sehe, das Ding mit der Demokratie ist extrem verwirrend.


Autorin: Und das war nur ein Aspekt. Es gibt noch viel mehr über das man reden könnte. Zum Beispiel über die Frage, ob eine direkte oder eine indirekte Demokratie zu bevorzugen ist, mit welchem Alter die Wahlberechtigung einsetzt, wie lang eine Legislaturperiode sein soll, ob man ein zentralistisches oder ein forderalistisches System bevorzugt usw.. Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Demokratie.


Jens Roman: Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was nun mit Kapitalismus gemeint sein könnte, aber nach allem, was sie genannt haben, benötigt so eine moderne Demokratie eine ziemliche Wissenslogistik. Ich kann mir alleine deshalb vorstellen, dass sie eine wackelige Angelegenheit ist. Wie lange leben Sie schon in diesem System?


Autorin: So lange ich lebe.

Aber insgesamt gibt es die Bundesrepublik nun schon über 70 Jahre und ich kann mir nur sehr schwer etwas anderes vorstellen. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich unsere Demokratie auch auf keinen Fall missen. Alle anderen Staatsformen haben sich in der Vergangenheit als existenzgefährdend herausgestellt.




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