Figureninterview - Mit Fredrick im Waschsalon
- claudia_roman

- 16. Juli 2021
- 2 Min. Lesezeit
These der Woche: Egoismus ist von außen betrachtet das kleinere Übel

Autorin: Hallo Fredrick, was stehst du da draußen und schaust durch das große Fenster? Komm doch rein.!
Fredrick: WAS?
Autorin: Gleich wird mir der Arm lahm vom vielen Hereinwinken!
Fredrick: ICH VERSTEHE NICHT! WAS IST DAS FÜR EIN SELTSAMER ORT?
Autorin: Ein Waschsalon!
Fredrick: EIN WAAAS?
Autorin: EIN WAAASCHSAAALON!
Fredrick: Ke.....ich....nich....
Autorin: Na gut! Wenn du nicht reingehen willst, komme ich eben zu dir.
Fredrick: Was sind denn das für Maschinen?
Autorin: Das sind Waschmaschinen. Warum willst du denn nicht reinkommen.
Fredrick: Da sind so viele von den Dingern. Ich weiß nicht, ob das da drin nicht gefährlich ist.
Autorin: Was soll denn an Waschmaschinen gefährlich sein?
Fredrick: Sie sehen so aus wie die Maschinen, die in den Plantagen die elektrischen Felder erzeugen und stabilisieren. Ich war zwar noch nie dort, habe aber schon Bilder von denen gesehen.
Autorin: Ach, was! Hier gibt es keine elektrischen Felder. Das Schlimmste, was passieren kann, ist eine Überschwemmung, die von einem Defekt des Dichtungsrings der Maschine verursacht wird. Aber soweit ich weiß, hat deshalb noch nie jemand einen gesundheitlichen Schaden erlitten. Gleich darauf folgt die Gefahr, dass man seine Kleider zu heiß wäscht, die daraufhin einlaufen oder man schmeißt ein rotes, fabrikneues Handtuch zwischen seine weißen Lieblingsblusen. Alles sehr ärgerlich, aber nicht im entferntesten so bedrohlich wie ein elektrisches Feld.
Fredrick: Wieso sollte man seine Wäsche denn überhaupt eigenhändig in solche Geräte reinstopfen? Das regelt doch alles der Zentralcomputer. Man braucht nur die Schmutzwäsche im Badezimmer in das Schmutzwäscherohr legen. Dann wird es in die Waschanlage in die untere Ebene geleitet, dort gereinigt, gebügelt und zusammengelegt oder auf einem Bügel gelegt und wieder nach oben geschickt. Und irgendwann ist es wieder an der Reihe und man kannt es anziehen.
Autorin: Aber woher weiß der Computer denn zu welcher Wohnung die Kleidung gehört?
Fredrick: Na, du hast doch da eine Signatur in den Klamotten drin und wenn sich deine Kleidergröße ändert, gibst du das an und erhältst neue Sachen in der passenden Größe.
Autorin: Und wenn du beispielsweise keine Lust hast, die blaue Hose anzuziehen und heute lieber eine schwarze Hose auswählen möchtest?
Fredrick: Was ist denn das für eine komische Frage?
Warum soll man so etwas Unwichtiges wie Kleidung auswählen?
Autorin: Na, weil Kleidung doch einen Teil deine Persönlichkeit darstellt. Du kannst dich durch das, was du trägst, zu einer Gruppe zuordnen. Du kannst etwas darüber verraten, was du denkst und welche Werte du vertrittst und außerdem macht es Spaß, mit verschiedenen Stoffen und Farben herumzuexperimentieren. Die Menschen können sogar, wenn sie die gleichen Sachen anhaben, völlig unterschiedlich aussehen. Ich finde das sehr spannend.
Fredrick: Ich finde das sehr verwirrend. Wir haben nur drei Gruppen, denen man sich zuordnen sollte und die haben auch unterschiedliche Kleider an. Da sind die Uniformen der Behörden, die Uniformen der Strafgefangenen und der Rest. Am besten ist es, zum Rest zu gehören.
Autorin: Naja, fremde Länder, fremde Sitten.
Fredrick: Hatten wir das mit den Ländern nicht schon mal in einem Interview.
Autorin: Ich weiß nicht mehr. Jedenfalls bedanke ich mich für deine Zeit.
Fredrick: Worüber wollten wir eigentlich reden?
Autorin: Hab ich vergessen.
Bild von PublicDomainPictures/Pixabay






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