Figureninterview mit einem Gast, der die Autorin überrascht

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Nach mehr oder weniger konstruktiv geäußerter Kritik, die aus den Reihen meiner Anhängerschaft zu meinem letzten Interview geäußert wurde, werde ich mich bewusster an einer Dramaturgie orientieren und im Besonderen das Augenmerk auf den Schluss der Befragung legen.

Stimme aus dem Off: Höre ich da einen beleidigten Unterton?

Autorin: Hoppla! Jetzt bin ich aber erschrocken. Wer spricht denn da?

Stimme aus dem Off: Na, dann schauen sie doch einmal genauer auf den Stuhl, der ihnen gegenüber steht.

Autorin: Was soll das, da schaue ich doch die ganze Zeit ... Huch! Frau Dr. Harmsen. Damit habe ich jetzt aber nicht gerechnet. Wieso sind Sie denn nicht durch die Tür gekommen, wie die anderen Gäste auch?

Dr .Harmsen: Irritiert es Sie? Warum?

Autorin: Weil ich darauf nicht vorbereitet war. Normalerweise benutzen meine Gäste die Tür und erscheinen nicht einfach auf leeren Stühlen.

Dr.Harmsen: Sie mögen es nicht, wenn sie Dinge unvorbereitet treffen?

Autorin: Das lässt sich so pauschal nicht sagen und es wäre auch falsch anzunehmen, dass es ohne Überraschungen im Leben geht.

Dr. Harmsen: Das war aber nicht meine Frage.

Autorin: Was war dann Ihre Frage?

Dr. Harmsen: Ob es sie stört?

Autorin: Auch das lässt sich nicht pauschal sagen. Was wäre ein Buch ohne interessante Wendungen und glauben Sie mir, ich bin eine Meisterin, wenn es um das Ersinnen unvorhergesehener Blocktwists geht.

Dr. Harmsen: Aber das geschieht in ihrer Phantasie und hat wenig mit der Realität zu tun.

Autorin: Aber warum sollte das wichtig sein?

Dr. Harmsen: Weil sie in ihrer Phantasie, im Gegensatz zum wirklichen Leben, stets die Kontrolle über ihre Gedanken zu haben scheinen. De Umgang mit erdachten Personen geschieht in einem geschützten Raum, reale Personen verhalten sich in der Regel unvorhersehbar.

Lars: Ich habe eine Idee, wie ich doch in dem neuen Buch eine Rolle spielen kann!

Autorin: Verdammt, Herr Roman! Himmel, habe ich mich erschrocken. Müssen Sie so unangemeldet in die Szene hereinplatzen?

Lars: Was macht meine Therapeutin hier?

Autorin: Ich habe Sie eingeladen.

Lars: Und warum SIE und nicht MICH?

Autorin: Weil die Frau Doktor eine Schlüsselrolle in dem neuen Roman einnimmt.

Lars: Das macht überhaupt keinen Sinn! Sie ist genauso...

Autorin: RAUS JETZT!

Dr. Harmsen: Sie sind wütend!

Autorin: ICH BIN NICHT WÜTEND, VERDAMMT! JETZT IST SCHLUSS! ENDE!

Frau Dr. Harmsen, ich danke Ihnen für das Interview.