Figureninterview mit Dr. Jens Roman, Teil 2
- claudia_roman

- 26. März 2021
- 2 Min. Lesezeit

Bild von Thomas Schoenemeyer auf Pixabay
Liebe/r Leser*in,
hier nun der zweite Teil des Interviews mit dem Wissenschaftler Dr. Jens Roman.
Zur Erinnerung noch einmal die letzte Frage, mit der wir letzte Woche das Interview geschlossen hatten.
Autorin: Ich stelle mir also eine dieser Städte auf Stelzen vor und wenn Sie, Herr Dr. Roman ausrechnen, dass die Gefahr zu groß ist, dass mit dem nächsten Zykluswechsel die Stadt zusammenbricht oder in eine Schlucht fällt, setzen sich die Stelzen in Bewegung und bringen die komplette Kugel, mit Mann und Maus und alles was darin noch so enthalten ist, an einer anderen Stelle in Sicherheit?
Dr. Jens Roman: Das haben Sie im Groben richtig zusammengefasst. Ich muss dazu aber sagen, dass solche Instabilitäten innerhalb der Sicherheitsfelder rund um den Standort der Stadt sehr selten sind. Da müssen schon diverse unglückliche Zufälle zusammen kommen und sich verstärken. Meist lassen diese sich aber bereits im Vorfeld berechnen. Das Aufzeichnen und Sammeln der Daten übernehmen die Stabilisationstechniker draußen vor Ort. Die Auswertung der Daten ist dann die Grundlage meiner Forschung. Meine Aufgabe ist es auch, eine Gefahrenanalyse an den Zentralcomputer zu senden.
A: Okay, das haben wir im Laufe der Zeit ja schon erfahren. Die Kugelstädte haben keine Regierung, sondern einen Zentralcomputer, der das Leben dort reglementiert.
Dr: R: Na, unser Leben reglementieren wir schon selber. Wir treffen unsere Handlungsentscheidungen aber auf der Datengrundlage, die uns der Computer errechnet. Er ist so programmiert, dass er aus dem Input, mit dem wir ihn füttern, logisch-analytische Vorschläge generiert, an die wir uns halten. Ich darf es nicht zu laut sagen, aber diese Vorgehensweise ist problematisch, was das zwischenmenschliche Zusammenleben angeht. In meinem Forschungsbereich ist es jedoch sehr vorteilhaft.
A: Wieso dürfen Sie das nicht zu laut sagen?
Dr.R: Ich möchte darauf nicht eingehen. Das würde den Zeitrahmen sprengen.
A: Dann belassen wir es dabei.
Es klingt jetzt für mich so, als ob sie also in ihrem Büro oder Labor sitzen und Daten sortieren und bewerten, die die Stabilisationstechniker in ihren Außenbasen . Habe ich da eine richtige Vorstellung von ihrem Beruf?
Dr:R: Das umfasst nicht die ganze Wahrheit. Eigentlich bin ich nur sehr selten in meinem Büro. Ein Großteil meiner Arbeit umfasst dann doch ausgedehnte, mehrwöchige Außeneinsätze.
Da sich die Umgebung ständig ändert, müssen auch die Messstationen der Umgebung angepasst werden. Ich dann mit meinem Team vor Ort und erkunde die Ränder des Stabilitätsradius, um geeignete Stellen zu generieren. Bei zwanzig Stationen dauert das schon ein paar Wochen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass einmal die Umgebung außerhalb des Schutzschildes in eine tiefe, breite Schlucht fiel. Die Stadt schwebte dann, mit einigen ihrer Bodenschichten über dem Abgrund, wie eine Insel über dem Meer. Man konnte die Lavaströme und Feuerseen der unteren Bodenschichten sehen. Das war ein faszinierendes Schauspiel, aber hinderte uns tagelang an der Arbeit. Nur wenig später auf der gleichen Expedition, war das Schutzschild von trüben Wasser umspült, auch der Zustand hielt sich eine Weile. Das war aufregend, brachte uns allerdings wenig Datenmaterial zur Überprüfung.
A: Das klingt in der Tat nach einem äußerst spannenden Beruf. Ich freue mich, dass Sie uns diesen kleinen Einblick ermöglicht haben und bedanke mich.
Dr.R: Ich danke Ihnen für die Möglichkeit.
A: Ich hoffe auf einen weiteren Besuch.
Dr.R: Jederzeit.






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