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Figureninterview: Mit Charlotte auf der Wiese

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 28. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

These der Woche: Fernsehen ist theoretisch ein Schwäche


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Collage aus Bildern von Alexander Antropov

und einer anonymen Nutzerin


Autorin: Einen schönen Tag, Charlotte. Schön, dass Sie es einrichten konnten.


Charlotte: Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich freue mich immer, wenn ich jemanden jenseits meiner Blase treffen und neue Eindrücke gewinnen kann. Diese Begrenztheit in meinem Alltag ist eine der Ursachen, warum ich unzufrieden mit meiner Berufswahl bin.


Autorin: Welchen ihrer Berufe meinen Sie denn im Augenblick?

Charlotte: Was ist das denn für eine Frage?


Autorin: Na, treffe ich Sie als die Filmproduzentin, die träumt eine Polizistin zu sein oder sind sie die Polizistin, die träumt eine Filmproduzentin zu sein?


Charlotte: Wäre ich eine Filmproduzentin, würde ich bestimmt nicht davon träumen eine Polizistin zu sein.


Autorin: Danke! Damit ist die Frage beantwortet.


Charlotte: Außerdem habe ich aus Gründen, die ich hier nicht weiter ausführe, gar keine Lust über Träume, welcher Art auch immer, zu sprechen.


Autorin: Das soll auch heute nicht unser Thema sein. Wie sie sehen, befinden wir uns auf einer Wiese.


Charlotte: Es ist ein Fußballplatz, keine Wiese. Allerhöchstens kann man es als Rasen bezeichnen. Auf einer Wiese ist mehr Wildwuchs und das Gras steht höher.


Autorin: Hier wächst inzwischen schon eine ganze Menge anderes Kraut und auch einen Rasenmäher könnte die Fläche vertragen. Was halten Sie davon, diesen Rasen Fußballwiese zu nennen.


Charlotte: Mich als Kriminalistin interessiert natürlich mehr der Hintergrund dieser Verwahrlosung.


Autorin: Ich glaube nicht, dass es einen strafrechtlich relevanten Anlass dafür gibt. Es wird die Pandemie sein, die für viele Amateurvereine eine echte existenzielle Bedrohung darstellt.


Charlotte: Sie meinen, der Rasen kann nicht gemäht werden, weil der Platzwart entlassen wurde?


Autorin: Vielleicht ist es auch nur die Mühe nicht wert, sich darum zu kümmern. Hier ist ja im Moment kein Betrieb. Aber lassen Sie uns doch auf die These der Woche kommen. Fernsehen, so sagt der Moral-o-Mat und mein Würfel, sei praktisch eine Schwäche. Wie sehen sie das?


Charlotte: Wer sagt das?


Autorin: Sie wissen nicht, was ein Moral-o-Mat ist? Aber sie sind doch schon so lange in diesem Universum?


Charlotte: Das tut mir leid, das muss an mir vorbei gegangen sein.


Autorin: Kennen Sie noch diese Klappbücher, mit denen man witzige Gestalten generieren konnte. Sie sind meist in drei Teile gegliedert und zeigen jeweils den Kopf, den Rumpf und die Beine einer Figur?


Charlotte: So etwas habe ich schon gesehen.


Autorin: Der Moral-o-Mat funktioniert nach dem gleichen Prinzip, nur, dass hier Sätze zergliedert werden. Sie bestehen stets aus einem Subjekt, das kann ein philosophischer Begriff, wie „Gerechtigkeit ist“ oder „das Leben ist“ sein, oder aber Alltagsbegriffe, wie in unserem Fall „Das Fernsehen ist“, einem Mittelteil, das die These spezifiziert, wie beispielsweise „im Allgemeinen“ oder „von außen betrachtet“ und einem Prädikat. „Ein großes Privileg“, „völlig bedeutungslos“ oder „das Ziel allen strebens“ wären hier exemplarisch zu nennen.

Ich möchte dabei betonen, dass „Subjekt“ und „Prädikat“ nicht grammatisch, sondern logisch zu verstehen sind. Nicht, dass das zu Verwirrung führt.


Charlotte: Also: Wenn ich von ihrer ganzen Erklärung, das abziehe, was ich nicht verstanden habe, kommt dabei ein Buch heraus, mit dem man Quatschsätze erstellen kann. Ist das richtig?


Autorin: Das ist richtig. Aber dadurch, dass es bedeutungsschwere Wörter sind, mit denen man spielt, entstehen Thesen, über die man nachdenken und diskutieren kann. Ich erwürfel jede Woche eine dieser Thesen und bastel das Katzenbild und das Figureninterview drum herum.


Charlotte: Aber dadurch entsteht doch nur pseudophilosophischer Quark, was will man denn darauf sinnhaftes aufbauen? ...


Autorin: Oh, sehen Sie, dort rollt der Platzwart mit seinem Rasentraktor heran. Das ist ein gutes Zeichen für den Amateurfußball.


Charlotte: ... Und überhaupt, was hat das alles mit einem verwilderten Rasen und Fußball zu tun?


Autorin: Wie ich schon erwähnte, ist die These dieser Woche : Fernsehen ist theoretisch eine Schwäche.


Charlotte: Es bleibt rätselhaft. Wie lässt sich Fernsehen, Fußball und ein ungepflegter Rasen bitteschön verbinden?


Moment!


Jetzt habe ich es begriffen!

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