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Figureninterview - Kometenreiten mit Dr. Harmsen

  • Autorenbild: claudia_roman
    claudia_roman
  • 14. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

These der Woche: Gerechtigkeit ist traurigerweise echt daneben



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Bild im Original von EvgeniT auf Pixabay,

bearbeitet von Claudia Roman






Autorin: Frau Dr.Harmsen, ich begrüße Sie.

Und bevor wir richtig einsteigen, muss ich Sie gleich mit einem Problem konfrontieren... Aber sagen Sie mal, was tragen Sie für ein seltsames Outfit? Und warum tragen Sie ein Brett bei sich?


Dr.Harmsen: Ich dachte, wir gehen surfen?


Autorin: Und damit wären wir auch schon mitten in der Problematik. Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wie Kometensurfen funktionieren könnte?


Dr.Harmsen: Nein, nicht wirklich! Aber Ihnen fällt bestimmt etwas interessantes ein.










Autorin: Was soll mir dazu denn bitte einfallen? Es ist ein unmögliches Unterfangen.


Dr.Harmsen: Aber nur, wenn Sie Kometensurfen wörtlich nehmen. Dann könnte es in der Tat schwierig werden. Unmöglich ist es allerdings auch nicht.


Autorin: Sie wissen schon, dass Kometen in erster Linie Eisklumpen von mehreren Kilometern Durchmessern sind?


Dr.Harmsen: Sie meinen nicht, dass es irgendwann möglich sein könnte, auf einem Kometen zu landen?


Autorin: Eine Landung auf so einem Objekt kann ich mir schon vorstellen und wenn mich nicht alles täuscht, gab es vor Jahren auch eine Sonde, die die Oberfläche eines Kometen erreichte. Ich scheue mich aber davor, das als Surfen zu bezeichnen. Die Astronauten, die damals auf dem Mond gelandet sind, surften ja auch nicht um die Erde herum, oder?


Dr.Harmsen: Es kommt auf die Perspektive an und darauf, wie man die Dinge benennt.


Autorin: Da mögen Sie recht haben, aber wenn wir unser aktuelles Sprachverständnis zur Grundlage nehmen, werden bei der Umschreibung einer Landung auf einem Kometen andere Bilder im Kopf entstehen, als wenn Sie auf dem gleichen Objekt surfen wollen. Umgekehrt glaube ich nicht, dass sie es als Landung bezeichnen, wenn Sie auf das Surfboard steigen.


Dr.Harmsen: Auch das ist wieder von der Situation abhängig: Wenn ich von einem Schiff auf das Board springe, kann ich sowohl landen, als auch hinterher darauf surfen. Jedenfalls, wenn ich ein wenig talentierter in dieser Sportart wäre.

Aber merken Sie was?


Autorin: Was soll ich merken?


Dr.Harmsen: Sie selbst haben schon eine Lösung für ihr Problem gefunden.


Autorin: Habe ich das?


Dr.Harmsen: Sie erwähnten gerade die Bilder im Kopf, die bei der Verwendung von Sprache entstehen. Sie verbinden also ein Wort mit einer Bedeutung und benutzen diese Verknüpfung, um sich etwas vorzustellen. Nun können sie die Bedeutung des Wortes verändern oder erweitern und hätten einen ganzen Blumenstrauß an Lösungen für das Surfproblem. Einmal könnten wir uns eine Sportart überlegen, die genauso wagemutig ist, wie wir uns Kometensurfen vorstellen. Zum Beispiel Wasserfallsurfen mit einem extra für diese Sportart entwickelten Sportgerät.

Wir könnten unsere Surfstunde in die Nacht verlegen und unterm Sternenhimmel wellenreiten, vielleicht mit einem Leuchtstab in der Hand, der wie ein Kometenschweif einen Lichteffekt hinter sich herzieht.

Genausogut könnten wir mein Board „Komet“ nennen und somit das „Kometensurfen“ beschreiben.

Oder wir begeben uns auf eine Traumreise und stellen uns vor, wie es sich anfühlen könnte, auf einem Kometen zu surfen.

Sie sehen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!


Autorin: Ich weiß nicht, ist das nicht geschummelt?


Dr.Harmsen: Vielleicht, aber wenn Sie ehrlich sind, tun Sie seit zwei Jahren nichts anderes. Diese Schummelei funktioniert aber nur mit Dingen, die man sich vorstellen kann. Mit Begriffen wie Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit ist das nur traurigerweise bedingt möglich. Das liegt wohl daran, dass diese Worte beschreiben, was sich lediglich auf einer abstrakten Ebene begreifen lässt. Gerechtigkeit, beispielsweise, gründet sich auf einem sehr individualistischen Gefühl, das innerhalb einer Gemeinschaft zu einer übergeordneten Instanz zusammengefasst wird. Es soll unser Zusammenleben erträglicher machen. Man könnte sich zum Thema Gerechtigkeit natürlich Geschichten ausdenken, aber die müssen mit anderen, konkreteren Bildern arbeiten, um verstanden zu werden. Die Frage von Gerechtigkeit kann dort die Metaebene nicht verlassen.


Autorin: Darüber muss ich jetzt erst noch nachdenken. Ich finde es aber schön, dass wir dann doch noch auf die These der Woche eingehen konnten. Gerechtigkeit ist also dann doch daneben. Vielleicht nicht im Sinn von „unangemessen“, sondern vielmehr als Gegenstand, der sich neben der Handlung einer Geschichte befindet.


Frau Dr. Harmsen, ich bedanke mich für dieses Interview. er Woche:

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