Figureninterview: Der vorletzte Überraschungsgast
- claudia_roman

- 14. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit

Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay
Ein heute wird uns der zweitletzte Überraschungsgast aus dem „Weg zwischen den Welten“ beehren. Ich bin gespannt, wer das sein wird.
Hörst du auch schon die Schritte auf dem Flur? Eine recht selbstbewusste Gehweise, allerdings mit einer leichten Abfederung beim Auftritt linksseitig. Ich tippe auf ein Gelenkproblem. Es scheint demnach eine etwas ältere Figur zu sein. Jetzt klopft es!
Autorin: Herein?
Was für eine schöne Überraschung. Seien Sie gegrüßt her Professor Güldendorf. Mit Ihnen habe ich ja gar nicht gerechnet.
Prof. Güldendorf: Ich grüße Sie zurück und bin erstaunt über Ihre Verwunderung.
Autorin: Bitte setzen Sie sich doch. Was erstaunt Sie?
Prof. Güldendorf: Mein Engagement im „Zug der toten Kinder“ ist äußerst begrenzt. Ich komme, soweit ich das in Erinnerung habe, nur am Rande als Andeutung vor. Ich selbst habe keinen Handlungsauftrag in diesem Werk..
Autorin: Trotzdem sind sie ein wichtiger Bestandteil meiner Website. Der geneigte Leser kennt Sie bereits sehr gut und Sie spielen in jeder meiner Spin-Offs dort, sei es die Kugelweltreise oder das Spiel 21, eine bedeutende Rolle.
Prof. Güldendorf: Das mag durchaus sein, es erklärt jedoch nicht, was sie daran verwundert, mich hier und jetzt als Gast in ihrem Interview begrüßen zu können.
Autorin: Nun denn, belassen wir es dabei. Das Wichtige lässt sich aus Ihren Worten ohnehin bereits schlussfolgern: Ihre Rolle im „Weg zwischen den Welten“ ist eine bedeutendere als im „Zug“. Können Sie ihre Aufgabe im zweiten Teil der Trilogie kurz mit uns teilen? Natürlich nur ohne zu spoilern.
Prof. Güldendorf: Ist denn schon bekannt, dass der „Weg“ in erster Linie in der Kugelwelt spielt?
Autorin: Das ist kein Geheimnis. Die Kugelwelt ist Ihre Heimatdimension?
Prof. Güldendorf: Nicht ganz, mein Ursprung ist ein anderer und geht weit in der Geschichte zurück. Ich denke, das wird in der Handlung des zweiten Bandes der Trilogie angesprochen. Ich lebe allerdings schon so lange in der Kugelwelt, dass ich mich an meinen Ursprung kaum noch erinnern.
Autorin: Gibt es einen Grund, warum sie ihre Ursprungsdimension verließen?
Prof. Güldendorf: Den gibt es allerdings. Es war eine Mischung aus Loyalität zu meinem König, wissenschaftliche Neugier und vielleicht eine kleine Prise Größenwahn. Ich bereue das alles bitterlich.
Autorin: Sie sind demnach nicht freiwillig in der Kugelwelt?
Prof. Güldendorf: Mit Freiwilligkeit hat es nicht das geringste zu tun. Sie kennen diesen Ort. Es ist kein Milieu, in dem man sich gerne aufhält, weder innerhalb noch außerhalb der Kugelstädte. Es gibt hier nur Extreme: Die totale Unstetigkeit und Unberechenbarkeit der Außenwelt und lähmende Stagnation im Inneren der Kugeln und wenn man wagt, etwas zu verändern, dreht man sich im Kreis. Nein, meine ganze Existenz hier ist lediglich auf Schadensbegrenzung ausgelegt. Einen Schaden, den ich selbst zu Verantworten habe.
Autorin: Was für einen Schaden meinen Sie?
Prof. Güldendorf: Durch die Motivationen, die ich bereits angesprochen habe, ließ ich mich zu einer Tat hinreißen, die zu einer Dimensionenverschiebung geführt hat. Dadurch kam es zu einer sogenannten Welteninfektion: Elemente der einen Welt konnten die Schutzmembran, die die einzelnen Dimensionen umschließt, durchdringen und in eine Welt eindringen, in die sie nicht gehören. Diesen Schaden, der auch in Raum und Zeit zu Verwirbelungen und Paradoxien führt, versuche ich nun aufzuhalten, zumindest aber zu minimieren. Vor allen Dingen versuche ich meine Frau davon abzuhalten, eine falsche Entscheidung zu treffen, die in zwei der Dimensionen zu ihrem Tod führen wird.
Autorin: Um jetzt nicht zu viel von der Handlung zu verraten, möchte ich Sie zu guter Letzt bitten, in zwei Sätzen über ihre Frau zu berichten und über die Schwierigkeit mit ihr in Kontakt zu kommen.
Prof. Güldedorf: Durch die Dimensionenverschiebung ist es mir nicht möglich direkt mit ihr in Kontakt zu treten. Sie lebt zwar mitunter auch in der Kugelwelt, aber ein Treffen hätte für uns beide und die Welten unvorhersehbare Konsequenzen. Vor allen Dingen weiß Sie, im Gegensatz zu mir, nichts mehr von unserer gemeinsamen Zeit. Selbst wenn es zu einem Treffen kommt, sie wüsste nicht, wer ich bin. Somit muss ich einen Umweg über ein oder zwei Medien gehen, die mit ihr in Kontakt treten und so versuchen, ihre Entscheidungen zu manipulieren. Ich habe eine Maschine entwickelt, mit der ein Probant mit der Figur einer anderen Dimension in Kontakt treten und so über einen Umweg die Handlung beeinflussen kann. Allerdings brauche ich dazu sehr junge, noch wenig synaptisch vernetzte Gehirne.
Autorin: Moment! Sie missbrauchen Kinder für Ihre Experimente?
Prof. Güldendorf: Sie nehmen keinen körperlichen Schaden.
Autorin: Das schließt aber psychische Schäden nicht aus.
Prof. Güldendorf: Das ist richtig. Aber es ist nichts im Vergleich zu den Schäden, die eine Welteninfektion bei wesentlich mehr Menschen anrichtet und damit meine ich nicht nur meine Frau.
Autorin: Was aber natürlich kein Hindernisgrund ist, solch schreckliche Experimente durchzuführen.
Prof. Güldendorf: Sie unterstellen mir jetzt ernsthaft eine gefühlsgeleitete Motivation? Das ist lächerlich. Ich bin Wissenschaftler.
Autorin: Aber natürlich sind Sie das! Herr Prof. Güldendorf, danke für das Gespräch und die tiefen Einblicke in ihre Haltung.






Kommentare