Figureninterview: Der vierte Überraschungsgast
- claudia_roman

- 19. März 2021
- 3 Min. Lesezeit

Bild von Pete Linforth auf Pixabay
Dann wollen wir mal sehen, wer heute durch die Tür tritt. Die Schritte wirken zumindest etwas fester und energischer. Ich tippe auf einen Mann oder eine Frau mit einem guten Selbstbewusstsein.
Autorin: Kommen Sie herein, junger Mann. Wie ist Ihr Name?
Junger Mann: Naja, so jung nun auch wieder nicht! Dr. Jens Roman. Angenehm. Sie sind die Autorin?
A: Das ist richtig. Ich wundere mich, wie viele Romans in diesem Buch auftreten. Ist das Zufall?
Dr. R: Ich weiß gerade nicht, was Sie meinen.
A: Es ist auch nicht so wichtig. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?
Dr. R: Gerne. Haben Sie auch Summkekse?
A: Nein, Summkekse sind hier leider völlig unbekannt. Sind Sie Mediziner?
Dr. R: Ich bin Wissenschaftler. Mein Fachgebiet ist die Erkundung von Stabiliätsschwankungen in der Außenwelt.
A: Ich denke, dass müssen Sie unserem Leser ein wenig näher erklären.
Dr. R: In der Region, aus der ich komme-
A: Dimension!
Dr. R: Bitte?
A: Es ist keine Region im irdischen Sinne. Es ist für unseren Leser eine völlig fremde Dimension mit eigenwilligen Gesetzen.
Dr. R: Natürlich, natürlich. Das Phänomen des Selbstbezuges. Auch ich bin davor nicht gefeit. Gut, dann von Anfang an.
Die Grundlage der Welt in der ich lebe, ist eine Umgebung, die sich in aperiodischen Abständen ändert. Damit meine ich nicht, dass sich hin und wieder einer der Stahlträger auf einer der Inseln löst und ins Wasser fällt. Ich meine auch nicht, dass sich hier und dort durch die elektrischen Felder ein Brand entzündet, der die ohnehin spärliche Vegetation vernichtet. In jedem Zyklus ändert sich die Umgebung vollständig. Dort, wo eben noch ein Labyrinth aus Eisengerüsten über eine Wassertiefe führt, steht man nun vor einem gewaltigen Berg aus Beton und Stahl. Hier war vor dem Zykluswechsel noch eine leichte Anhöhe, jetzt stehst du am Ufer eines Meers ozeanischen Ausmaßes, das sich im nächsten Zyklus in eine Schlucht verwandelt, die die Lavaströme der unteren Ebenen sichtbar machen. Es ist eine im Grunde höchst lebensfeindliche Umgebung.
A: Und diese Schwankungen lassen sich berechnen.
Dr .R: Nicht genau. Ich untersuche Muster im Verhalten der Umgebung, um daraus Schlüsse zu ziehen, wie man die Stabilisatoren, die unsere Städte in der Höhe halten, besser uns sicherer an ihrem Platz halten kann. Die Umgebung verhält sich zwar nicht konkret vorhersehbar, aber es lässt sich anhand eines komplizierten Rechenverfahrens die Wahrscheinlichkeiten für einen zu schnellen Strukturwandels errechnen. Das Stabilisationsfeld, das um die Städte liegt, verhindert dabei einen zu starken Wechsel der Außenwelt. Das bedeutet nicht, dass die Stadt in jeder Situation sicher ist. Es kommt ab und zu vor, dass die Umgebung selbst das Feld bedroht und es „auffrisst“, wie wir es nennen. Dann muss die Stadt ihre Position ändern und an einen anderen Platz aufgebaut werden. Das ist jedoch in vielerlei Hinsicht immer mit einem großen Aufwand verbunden und wird nach Möglichkeit vermieden.
A: Ich muss mir dazu ein Bild machen. Ich stelle mir also eine dieser Städte auf Stelzen vor und wenn Sie, Herr Dr. Roman ausrechnen, dass die Gefahr zu groß ist, dass mit dem nächsten Zykluswechsel die Stadt zusammenbricht oder in eine Schlucht fällt, setzen sich die Stelzen in Bewegung und bringen die komplette Kugel, mit Mann und Maus und alles was darin noch so enthalten ist, an einer anderen Stelle in Sicherheit?
Lieber Leser, da das Interview doch ein wenig ausgedehnter wurde, als ursprünglich gedacht, werde ich es in aufteilen. Die Fortsetzung dieses, wie ich finde, sehr spannenden Gesprächs, wartet auf dich dann in der nächsten Woche.






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