Figureninterview: Der letzte Überraschungsgast

Mein allerliebste Lieblingslesernin,

ich begrüße dich herzlichst. Und das obwohl mein Schreibprogramm gerade meckert und mit einer penetrant grünen Markierung die obige Anrede hervorhebt, weil er mit der Kon...Kong...Konuenz..Kongurenz, (Ach das Ding mit der Stimmigkeit von grammatischem Fall, Numerus und Geschlecht) nicht einverstanden ist. Keine Ahnung warum, ich komme mit dem ganzen Genderquark sowieso immer durcheinander.

Darf man das überhaupt schreiben? Und darf man schreiben, dass man sich fragt, ob man das überhaupt schreiben darf? Und wenn man sich dann fragt, ob man sich fragen darf, ob man so etwas überhaupt schreiben darf, stellt man sich dann nicht in eine Reihe von Leuten, die idiotischer Weise schreiben, dass man nicht mehr schreiben darf, was sie gerade schreiben, obwohl sie es gerade geschrieben haben?

Und wieso ist das wichtig?

Und wo ist mein Interviewpartner?

Interviewpartner: Hier! Aber was machen sie dort oben unter der Decke?

Autorin: Ich habe experimentiert diese Woche. Wer sind Sie denn, junge Frau?

Interviewpartnerin: Charlotte Blohm.

Autorin: Kennen wir uns?

Charlotte Blohm: Das sollten wir. Ich bin eine Figur in ihren Büchern.

Autorin: Aber Sie sind keine Hauptfigur. Das wüsste ich.

Charlotte Blohm: Wohl noch nicht. So ganz steige ich durch den Auftrag, den Sie mir gegeben haben nicht durch. Ich bin allerdings auf so vielen Ebenen widersprüchlich, dass sich in meiner Rolle doch ein Überraschungspotential verbirgt.

Wollen Sie nicht mal wieder zurück auf den Teppich?

Autorin: Nein!

Charlotte Blohm: Was war das überhaupt für ein Experiment.

Autorin: Ein Drogenexperiment.

Charlotte Blohm: Sie wissen, dass ich Polizistin bin?

Autorin: Ein Drogenexperiment mit Kaffee.

Charlotte Blohm: Ich bin auch eine Filmproduzentin und dazu erscheine ich auch in der einen oder anderen Dimension. Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickelt.

Autorin: Ich auch!

Charlotte Blohm: Wieso Sie auch? Sie sind die Autorin! Sie müsse doch eine Idee haben.

Autorin: Das stimmt. Die hätte ich. Nun ist es aber in der Vergangenheit immer so gewesen, dass sich meine Figuren nie an die Vorgaben gehalten haben.

Person, die unvermittelt die Tür aufreißt: Was ist denn hier los? Wieso schwebst du unter der Decke?

Charlotte Blohm: Sie hat Kaffee getrunken!

Autorin: Claudia! Was machst du denn hier?

Claudia: Ich habe eine Einladung erhalten. Ich bin der letzte Gast.

Charlotte Blohm: Aber die habe ich auch erhalten.

Autorin: Ach, egal! Kann mir jemand die Kanne hochreichen? Das Experiment war ein voller Erfolg. Eine Diät ist unter Drogeneinfluss nicht zu überschätzen!

Text: Claudia Roman

Bildcollage: Pete Lintforth und StockSnap auf Pixabay